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Hier stellen wir Euch Woche für Woche interessante Formen des Ehrenamts aus allen Regierungsbezirken Bayerns vor! Kennt auch Ihr jemanden, der für diese Rubrik passend wäre? Dann schreibt uns an: ehrenamtsbeauftragte@stmas.bayern.de!
22. Dezember 2022: Ehrenamt im goldenen Gewand
Das Christkind kommt jedes Jahr – und das ehrenamtlich. Im vergangenen und in diesem Jahr stellt die 2004 geborene Nürnbergerin Teresa Windschall das Nürnberger Christkind dar. Eva Gottstein, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt, bedankte sich persönlich bei Teresa Windschall und stellt das Christkind kurz vor Heilig Abend im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Das Christkind ist die Symbolfigur für Weihnachten in Nürnberg und wird seit 1969 alle zwei Jahre vom Amt für Kommunikation und Stadtmarketing Nürnberg nach dem gleichen Verfahren gesucht. Zur Wahl stellen können sich 16- bis 19-jährige Mädchen, die in Nürnberg wohnen, mindestens 1,60 Meter groß und schwindelfrei sind. Dabei werden zunächst zwölf Kandidatinnen in den Medien veröffentlicht, denen die Nürnberger Bevölkerung ihre Stimme geben kann. Eine Jury, die sich unter anderem aus Vertreterinnen und Vertreter des Amts für Kommunikation und Stadtmarketing sowie dem Vorjahres-Christkind zusammensetzt, nimmt anschließend die Kür des Nürnberger Christkinds unter den sechs Bewerberinnen mit der höchsten Stimmenzahl vor. Die Kandidatinnen beantworten Fragen unter anderem zu Nürnberg und zum Christkindlesmarkt und tragen ein Gedicht sowie den Prolog zur Eröffnung des Christkindlesmarkts vor. Im vergangenen Jahr wurde Teresa Windschall für die zweijährige Amtszeit 2021/2022 gewählt.
Sie wurde 2004 in Nürnberg geboren und besucht dort das Gymnasium. Vor ihrem Engagement als Christkind engagierte sich Teresa Windschall freiwillig in der Jugendarbeit ihrer Kirchengemeinde und gestaltete Gottesdienste mit. Über die Kirche nahm die vielseitig interessierte Schülerin an einem Austauschprogramm nach Brasilien teil, sie besuchte Sprachprogramme in Ungarn, Südfrankreich und Spanien sowie ein archäologisches Projekt in Istanbul. In ihrer Freizeit treibt das Christkind Sport und spielt Geige.
„Christkind sein ist ein Kindheitstraum von mir. 160 bis 180 Termine in einem Monat ohne Wochende und Bezahlung hört sich erst einmal stressig an, aber es ist bisher die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt Teresa Windschall. „Dieses Ehrenamt gibt mir die einmalige Chance, vielen Menschen schöne Momente, Freude und Hoffnung zu schenken. Die Begegnungen sind manchmal unbeschwert, magisch und immer bewegend und lassen Menschen jeglichen Alters und Herkunft lächeln. Diese Aufgabe stellt mich immer wieder vor neue Herausforderungen, an denen ich wachsen und lernen kann. Außerdem sammle ich Blumensträuße, Papiersterne, Wunschzettel und Vorräte an Lebkuchen, die wohl für den Rest meines Lebens ausreichend sind, sowie einen Schatz an einzigartigen Erinnerungen.“
„Das Nürnberger Christkind mit seinen blond gelockten Haaren ist nicht nur in Nürnberg ein Symbol für die Weihnachtszeit,“ sagt Eva Gottstein. „Ich danke Teresa Windschall und den bisherigen Christkindern für ihr ehrenamtliches Engagement. Ohne die Tradition des Nürnberger Christkinds würde in der bayerischen Weihnachtszeit etwas fehlen.“
Foto: Geschäftsstelle der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt
In diesen ganz besinnlichen Wochen der Advents- und Weihnachtszeit ist es in manchen Gemeinden und Städten ein Brauch, verschiedene Weihnachtskrippen, von Barockkrippen bis hin zu modernen Krippen, aufzustellen. So lädt heuer auch der Dritte Ökumenische Krippenweg in Regensburg zum Flanieren, Bestaunen und Verweilen ein. Helene Wiethaler, Ehrenamtliche im Krippenverein Regensburg e.V., organisiert seit drei Jahren den Ökumenischen Krippenweg in Regensburg, den ehrenamtliche Krippenbauer und Krippenschnitzer gestalten und aufbauen. So wie Christine und Raimund Pöllmann.
„Das Krippenbauen hat eine lange Tradition. Die Krippenvereine in ganz Bayern tragen dazu bei, dieses Kulturgut zu bewahren. Ich danke den Ehrenamtlichen, dass sie dieses kreative Ehrenamt mit viel Freude ausüben und somit zum Erhalt der Kultur und des Heimatguts beitragen,“ so Eva Gottstein.
„Mein Vater war passionierter Krippenbauer,“ erzählt Helene Wiethaler, „so bin ich in das Thema hineingewachsen. Ich möchte die Besucher des Krippenwegs gerne zum Nachdenken anregen und Emotionen wecken.“
Seit über 65 Jahren aktiv
Raimund Pöllmann (Mitte) ist seit mehr als 65 Jahren aktiver Krippenschnitzer und – bauer, der zusammen mit seiner Frau Christine Pöllmann (links) seit den 1970er Jahren in Regensburg und Schwandorf vier Kirchenkrippen ehrenamtlich betreut. Zwei davon sind Jahreskrippen und zeigen das ganze Jahr über Szenen aus dem Neuen und Alten Testament. Die Jahreskrippe in der Karmelitenkirche St. Josef in Regensburg stellt in diesem Advent die „Verkündigung an Maria“ dar, (Krippenweg Nr. 61), mit von Raimund Pöllmann modellierten, geschnitzten und gefassten Figuren, die dann von Christine Pöllmann bekleidet wurden. Die Weihnachtsdarstellung dieses Jahres in St. Josef ist das Motiv, das sich durch das 100-Jahr-Jubiläum 2022 auf Flyer, Plakat, Fahne und dem Transparent vor der Ausstellung im Leeren Beutel zieht. Bei beiden Krippenbauern spielt die Ökumene eine bedeutende Rolle, da sie auch für die Krippe in der Neupfarrkirche einen Bau und die für den Weihnachtskreis notwendigen Figuren angefertigt haben und diese Szenen seit fast 20 Jahren aufstellen.
Den dritten ökumenischen Krippenweg – „Regensburg folgt dem Stern“ kann man noch bis zum 06. Januar 2023 besuchen. Die 65 Stationen führen durch die Stadt Regensburg. Zum 100. Jubiläum des Regensburger Krippenvereins findet zusätzlich eine Krippen-Sonderausstellung mit handgefertigten Krippen statt.
08. Dezember 2022: Ehrenamt lässt Weihnachtsgeschichte lebendig werden
Ein Heiligabend ohne das Krippenspiel? An vielen Orten in Bayern schier undenkbar. Land auf, Land ab sind an Weihnachten ganz unterschiedliche Aufführungen des Krippenspiels zu sehen, welches laut Überlieferung auf das Jahr 1223 zurückgeht.
Stephanie Beil, Ehrenamtliche der Kirchengemeinde Dankeskirche München, organisiert seit mehreren Jahren in der Gemeinde mit anderen Engagierten das Krippenspiel für Kinder. Ungefähr fünf Wochen vor der Aufführung beginnen die Proben, an denen ca. 20 Kinder mitmachen. Einige dieser Kinder spielen oft viele Jahr lang mit. Eva Gottstein, die Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, stellt Stephanie Beil stellvertretend für alle Engagierten der Kirchengemeinden im „Ehrenamt der Woche“ vor.
„Die Weihnachtsgeschichte trägt die Botschaft von Hoffnung und Liebe weiter. Gerade in dieser herausfordernden Zeit ist es wichtig, sich zu besinnen. Ich danke Stephanie Beil, dass sie dieses Ehrenamt mit viel Engagement und Freude ausübt und somit spielerisch wichtige Werte, wie Glaube, Hilfsbereitschaft, Liebe und Gemeinschaft an die Kinder vermittelt,“ so Eva Gottstein.
„Das jährliche Krippenspiel ist inzwischen eine feste Familientradition geworden,“ erzählt Stephanie Beil, „es macht mir Spaß und alle Familienmitglieder freuen sich darauf.“
Jedes Jahr gibt es eine andere Aufführung, z.B. ein Mitmachkrippenspiel oder die Weihnachtsgeschichte erzählt aus Sicht eines Tannenbaumes. Dieses Jahr wird live in einer Nachrichtensendung vom Geschehen in Betlehem berichtet. Das Krippenspiel heißt „Eilmeldung im Evangeliums TV“.
01. Dezember 2022: Ein Nikolaus ist nicht gern allein
Auch der Nikolaus profitiert von Vernetzung, Austausch und Weiterbildung. Deshalb hat Dennis Artmeier aus Augsburg 2020 die Nikolaus-Gesellschaft Schwaben & Altbayern gegründet und organisiert ehrenamtlich Seminare für angehende „Nikoläuse“ sowie Vernetzungs- und Austauschtreffen. Selbst ist Dennis Artmeier engagierter Nikolaus und betreibt das Nikolaus Postamt in Neusäß. Eva Gottstein stellt Dennis Artmeier und die Nikolaus-Gesellschaft Schwaben & Altbayern kurz vor dem Nikolaustag im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Die Nikolaus-Gesellschaft Schwaben & Altbayern will die Geschichte und das Wirken des Heiligen Nikolaus bewahren und dabei seine Mitglieder schulen, bei Auftritten und Hausbesuchen mit angemessener Kleidung, richtiger Haltung und richtigem Gang aufzutreten. Die Mitglieder der Nikolaus-Gesellschaft besuchen am 5. und 6. Dezember Kinder zu Hause und treten zudem auf Umzügen, Weihnachtsmärkten und Weihnachtsfeiern auf. Eingenommene Gelder kommen karikativen Zwecken zu Gute. Unter anderem unterhält die Nikolaus-Gesellschaft mehrere Rollstuhlpatenschaften.
Zu seinem Engagement als Nikolaus kam Dennis Artmeier acht Jahre vor der Gründung der Nikolaus-Gesellschaft mit einem Sprung ins kalte Wasser. „Eines Morgens rief meine Frau von ihrer Arbeitsstelle an und sagte, ich brauche dich in 15 Minuten als Nikolaus“, erinnert sich Dennis Artmeier an den Dezember 2012. Seine Frau ist Erzieherin im Kindergarten und der ursprüngliche Nikolaus hatte abgesagt. Schnell hatte der früherer Fußball-Jugendleiter ein Kostüm besorgt und fühlte sich in seiner Rolle so wohl, dass er zwei Jahre später die Nikolausschule beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) absolvierte und sich weitere zwei Jahre später dort zum Nikolausreferenten ausbilden ließ.
2020 gründete Dennis Artmeier die Nikolaus-Gesellschaft Schaben & Altbayern. „Ich hatte den Eindruck, es gibt immer weniger richtige Nikolaus-Darsteller“, sagt Dennis Artmeier. Außerdem: „Das Nikolausbrauchtum in seiner ursprünglichen Form aufrecht erhalten ist meine Motivation für mein Ehrenamt. Ich möchte zudem deutlich machen, dass der Nikolaus niemand ist, der bestraft, sondern ein Mensch ist, der Gutes tut.“
Durch die entstandene Vernetzung können sich die Mitglieder nun austauschen oder sich bei Terminschwierigkeiten bei den 70 bis 100 Auftritten gegenseitig aushelfen. Bei den Seminaren lernen die angehenden Nikolausdarsteller wie man im Gewand richtig geht oder wie man den Stab richtig hält. Das unterscheidet sich nämlich, ob man im eigenen Bistum oder in einem anderen Bistum unterwegs ist.
Neben seinem Engagement als Nikolaus und Präsident der Nikolaus-Gesellschaft hat Dennis Artmeier das Neusäßer Nikolaus-Postamt ins Leben gerufen. Dort sammelt er auf dem Weihnachtsmarkt Post für den Nikolaus und schickt sie weiter nach Saarbrücken ans „Hauptnikolauspostamt“.
„Mein Leben steht im Zeichen des Heiligen Nikolaus“, sagt der 42-Jährige, der im Hauptberuf als Fahrzeugdisponent arbeitet und seinen Feierabend und seinen Urlaub in sein Ehrenamt investiert.
„Der Nikolaus gehört zur Tradition und zur Kultur in Bayern,“ sagt Eva Gottstein. „Ich freue mich sehr, dass Dennis Artmeier sich dieser Tradition ehrenamtlich verschrieben hat und mit seinem Engagement den Nikolaus nicht vergessen lässt. Herzlichen Dank dafür.“
25. November 2022: Getrennt als Paar, aber weiterhin Trennungsfamilie mit der Hilfe von ISUV
„Geschiedene helfen Geschiedenen“, „Gemeinsam Eltern bleiben trotz Trennung und Scheidung“, „Ehen mögen zerbrechen – Elternschaft nie“ - so lauten einige Botschaften des gemeinnützigen ISUV - Interessenverband Unterhalt und Familienrecht. An den sieben Kontaktstellen des ISUV in Bayern helfen zahlreiche Ehrenamtliche mit, die Trennung und Scheidung selbst erlebt haben. Josef Linsler, Koordinator des ISUV-Netzwerks in Bayern und Raimund Vogel, Kontaktstellenleiter in Nürnberg, sind zwei von ihnen. Eva Gottstein stellt sie im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Der gemeinnützige Verband berät Menschen in der Trennungs- und Scheidungssituation. „Beraten“, das meint einerseits in juristischer Hinsicht mit den Betroffenen einen „Fahrplan“ erstellen, damit Trennung und Scheidung im Interesse der Kinder, einvernehmlich und kostengünstig vollzogen werden können.
„Beraten“, das meint andererseits, Menschen in einer existentiellen Situation, in einer hochemotionalen zwiespältigen Situation, Menschen im Widerstreit der Gefühle von Ablehnung, Zuneigung, Nostalgie und Melancholie beizustehen, zuzuhören, Zuspruch zu geben, Verständnis zeigen. Empathie ist gefragt, es beraten selbst Geschiedene Menschen, die die Trennungs- und Scheidungssituation aus eigenem Erleben kennen.
„Unser Ansatzpunkt ist es, Betroffene nicht einfach zum Anwalt zu schicken mit der Maßgabe, der regelt alles. Wir wollen Menschen mit Empathie in ihrer jeweiligen Betroffenheit abholen und ihnen helfen, um den viel zitierten ‚Kampf um Kind, Geld und Gut‘ zu vermeiden und eine einvernehmliche Scheidung im Interesse der Kinder zu erreichen“, beschreibt Josef Linsler die ehrenamtliche Zielsetzung des ISUV.
Die ISUV-Aktiven in den Kontaktstellen haben Trennung und Scheidung selbst erlebt, wissen wovon sie sprechen und können die Gefühle der Betroffenen nachempfinden. „Als ich selbst von einer Trennung betroffen war, musste ich einige Zeit suchen, um eine Organisation wie den ISUV zu finden“, erzählt Raimund Vogel über die Beweggründe seines Engagements. „Ich hatte das Glück, dass sich alles in eine gute Richtung entwickelt hatte und dafür bin ich sehr dankbar. Deshalb wollte ich etwas zurückgeben und engagiere mich deshalb beim ISUV.“ Die Kontaktstellenleiterinnen und Leiter vor Ort arbeiten alle ehrenamtlich, sie sind Ansprechpartner*innen für die Betroffenen.
Bei monatlichen Veranstaltungen mit Anwälten, Psychologen, Familienrichtern, Steuerberatern als Referenten werden bewährte Tipps gegeben. Die öffentlichen Veranstaltungen wollen Forum für Erfahrungsaustausch zwischen Betroffenen sein. Dabei können Betroffene lernen, integrativ zu denken, Empathie gegenüber der „Ehe-maligen" oder dem „Ehe-maligen" zu empfinden.
Die ISUV-Aktiven können – nicht zuletzt aufgrund eigener Erfahrungen und Schulungen durch den Verband „Erste Hilfe" leisten: Kontakte vermitteln, auf Informationen hinweisen, praktische Tipps für bestimmte Situationen geben, zuhören, Solidarität zeigen, affekthemmend einwirken, um irrationale Entscheidungen und Handlungen zu verhindern – um den Kindern beide Eltern zu erhalten.
ISUV liegt das Schicksal der Kinder im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung besonders am Herzen. Seit der Gründung 1976 setzt sich ISUV für gelebte gemeinsame Sorge, für gemeinsame Elternverantwortung auch nach der Scheidung ein.
Das Leitbild Trennungsfamilie möchte die Maximen umsetzen: Getrennt, aber gemeinsam erziehen, gemeinsam betreuen, gemeinsam bezahlen, Verlust eines Elternteils nach Trennung und Scheidung vermeiden. Grundüberzeugung von ISUV ist, dass die tatsächlich gelebte gemeinsame elterliche Sorge gerade nach Scheidung das Kindeswohl am meisten fördert. Elterliche Sorge – gemeinsame elterliche Verantwortung besteht nicht nur formal in „regelmäßigen Umgang“, sondern ganz praktisch in Betreuung im Alltag.
„Es ist eine zentrale Aufgabe für uns, Empathie jeweils für die Situation des anderen Partners zu wecken. Überraschend oft gelingt das. Es hat sich gezeigt, dass das Wecken gegenseitiger Empathie der Schlüssel für das Entstehen einer Trennungsfamilie ist“, hebt Josef Linsler hervor.
Bayernkoordinator und Pressesprecher Josef Linsler ist seit 1986 Mitglied beim ISUV und startete die Niederlassung in Würzburg mit zwei Mitgliedern. Zehn Jahre später folgten die Ausweitungen in Schweinfurt und Bad Kissingen – mittlerweile besteht der ISUV Unterfranken aus fast 450 Mitgliedern. Zwischen 2005 und 2015 engagierte sich Josef Linsler aus als ISUV-Bundesvorsitzender.
Raimund Vogel trat dem ISUV Nürnberg 2014 bei und wurde drei Jahre später dort Kontaktstellenleiter, wo er 300 Mitglieder betreut. Darüber hinaus engagiert er sich in der Schlichtungsstelle des Verbandes und bei ISUV Klausurtagungen sowie Bundeshauptversammlungen.
„Als Kontaktstellenleiter konnte ich durch unsere regelmäßigen monatlichen Informationsveranstaltungen, Informationsmaterial und persönlichen Gesprächen schon vielen Bertoffenen in Ihrer Lage helfen“, erzählt er aus Erfahrung. „Zu den wichtigsten Punkten gehören bei Trennung und Scheidung das Kindeswohl. Wir müssen Kinderseelen retten und alles Mögliche unternehmen, um hier zu unterstützen.“
„Betroffene können bei der Unterstützung zur Selbsthilfe einen sehr guten Beitrag leisten, weil sie wissen, um was es geht,“ sagt Eva Gottstein. „Ich bedanke mich bei Josef Linsler, Raimund Vogel und den anderen Ehrenamtlichen des ISUV, dass sie ihre Zeit spenden, um Erwachsene und Kinder, die von Trennung und Scheidung betroffen sind, zu begleiten und zu unterstützen.“
17. November 2022: Weihnachtsgeschenke mit großem Engagement
Im Dezember bereitet der Johanniter-Weihnachtstrucker wieder vielen Menschen zu Weihnachten eine Freude. Zahlreiche Ehrenamtliche sind im Einsatz, unter anderem in Donauwörth – wo sich eines der drei großen Zwischenlager für die Pakete befindet. Hier ist Stefan Urban ab Mitte November unermüdlich im Einsatz. Eva Gottstein bedankte sich persönlich bei ihm in Donauwörth und stellt ihn im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Ab 19. November bis 16. Dezember 2022 sind wieder viele Abgabestellen in Bayern für die Pakete für den Weihnachtstrucker geöffnet. Unter www.johanniter.de/juh/weihnachtstrucker/ sind die Standorte der Abgabestellen sowie weitere Informationen wie die Packliste verzeichnet. Im vergangenen Jahr wurden trotz Corona fast 70.000 Pakete gesammelt und in sechs Zielländer verteilt. Seit 1993 packen Kindergartenkinder, Schülerinnen und Schüler, Mitarbeitende von Unternehmen und viele andere Menschen in der Vorweihnachtszeit Hilfspakete für notleidende Menschen in Südosteuropa und seit der Corona-Pandemie auch für hilfsbedürftige Menschen in Deutschland. Die Pakete werden an wirtschaftlich schwache Familien, Schul- und Kindergartenkinder, Menschen mit Behinderung, in Armenküchen, Alten- und Kinderheimen durch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in enger Zusammenarbeit mit den Partnern in den Zielländern überreicht.
Stefan Urban, selbst hauptberuflicher Kraftfahrer, kam über einen Freund zum Johanniter Weihnachtstrucker und zum Ortsverband Donauwörth. „Ich wohne zwar in Weißenburg, aber für mein Engagement und meine Freunde dort, nehme ich die Anfahrt gerne in Kauf“, erzählt der 52-Jährige, der seit 2011 jedes Jahr in die Zielländer fährt. „Ich war schon in jedem Zielland dabei“, sagt er und erzählt von unterschiedlichen Bedingungen, wie zum Beispiel in Albanien, wo die Ehrenamtlichen auch schon mit einem Pferdewagen die Geschenke transportieren mussten, um zu den Familien zu gelangen.
Bevor die LKW in die Zielländer in Südosteuropa fahren, ist Stefan Urban ab Mitte November circa 30 Stunden pro Woche in Donauwörth im Einsatz und koordiniert die Logistik und die Umpackaktionen. Dafür baut er die Überstunden seines Hauptberufes ab, die er sich unterm Jahr ansammelt.
Unterm Jahr ist Stefan Urban als Ortsbeauftragter Donauwörth und Bereitschaftsleiter Bevölkerungsschutz mindestens einmal pro Woche für sein Ehrenamt in Donauwörth um zum Beispiel technische Dienste oder Besprechungsrunden zu führen. Kommt es zu einem Einsatz in Sachen Bevölkerungsschutz, verrichtet Stefan Urban Sanitätsdienste oder ist mit der Schnelleinsatzgruppe unterwegs – wie zum Beispiel im Sommer 2021 im Ahrtal.
Noch dazu fährt Stefan Urban auch zu anderen Jahreszeiten Hilfstransporte, mit beispielsweise Krankenbetten oder Schulsachen, nach Südosteuropa.
„Der Johanniter Weihnachtstrucker bringt vielen Menschen das schönste Weihnachtsgeschenk,“ sagt Eva Gottstein. „Es ist eine enorme logistische Leistung, den die Johanniter-Unfall-Hilfe mit seinen Ehrenamtlichen jedes Jahr mit der Aktion Weihnachtstrucker leistet. Ich bin beeindruckt, was dort auf die Beine gestellt wird und bedanke mich bei Stefan Urban und den anderen Ehrenamtlichen sehr herzlich.“
10. November 2022: Effiziente Elterngemeinschaft zum Wohle der Kinder an St. Martin
Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause leuchten am Martinstag in vielen Orten Bayerns endlich wieder Kinderaugen und Laternen. Die Organisation der traditionellen St. Martinsumzüge wird dabei unterschiedlich gehandhabt. In Nesselwang im Ostallgäu haben sich die Elternbeiräte aller Bildungseinrichtungen des Ortes zu einem Verein zusammengeschlossen, um Veranstaltungen für Kinder effizient und unter einem Dach zu organisieren. In diesem Jahr veranstaltet der Verein „Kinder im Markt“ (KIM) erstmals seit seiner Gründung 2020 einen Laternenumzug für die ganze Gemeinde. Eva Gottstein bedankte sich persönlich bei den Verantwortlichen von „KIM“ und stellt sie im „Ehrenamt der Woche“ vor.
„Ein großer Verein, in dem alle Elternbeiräte der hiesigen Bildungseinrichtungen vertreten sind, ergibt aus meiner Sicht viel Sinn,“ sagt die ehemalige Schuldirektorin und vierfache Mutter Eva Gottstein. „Das ist eine win-win-Situation für alle und hat Nachahmungswert für andere Kommunen.“
„Als wir das Konzept für den Verein vorstellten, wurde es von allen gut angenommen – Gemeinde, Schule und Kindergärten“, sagt Jennifer Friederich, erste Vorsitzende von „Kinder im Markt“. „Es ist nun einfacher für alle, wenn wir bei den Veranstaltungen zusammenhelfen und jeder seinen Teil dazu beiträgt.“
„Kinder im Markt“ besteht aus knapp 100 Mitgliedern – aus dem achtköpfigen Vorstandsteam und aus Elternvertretenden jeder Nesselwanger Einrichtung: Drei Kindertageseinrichtungen, einer Schule sowie der Kinder- und Schulbücherei Gemeindebücherei. Sie planen, koordinieren und trommeln für jede Veranstaltung die nötige Anzahl an helfenden Eltern zusammen. So stellt für den diesjährigen Martinsumzug ein Kindergarten das Pferd, die Grundschule organisiert den Gesang und die Kinder- und Schulbücherei trägt die Martinsgeschichte vor. Zuvor hatte der Verein verschiedene Veranstaltungen wie das Maibaumfest, den Brief vom Nikolaus, Osterhasen- und Viehscheidaktionen sowie Erlebnisaktionen am Hausberg „Alpspitz“ organisiert.
Foto: Geschäftsstelle der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt
03. November 2022: Die ehrenamtliche Seite des Sozialverbandes VdK
Rechtsberatung ist die hauptamtliche Säule beim VdK. Über 12.000 Ehrenamtliche kümmern sich um das soziale Miteinander beim VdK. Annemarie Merker aus Weilheim ist eine von ihnen. Sie engagiert sich seit acht Jahren beim VdK Ortsverband Weilheim und hat seitdem dessen Vorsitz inne. Beim VdK Kreisverband Oberland engagiert sie sich als stellvertretende Vorsitzende. Annemarie Merker ist unser „Ehrenamt der Woche“.
Der VdK ist ein deutschlandweiter Sozialverband, der sich für die Interessen von Rentnern, Menschen mit Behinderung, chronisch Kranken, Pflegebedürftigen und deren Angehörige, Familien sowie ältere Arbeitnehmer und Arbeitslose stark macht. Der VdK Bayern hat über 760.000 Mitglieder, die von einem Netz aus über 1800 Orts- und 69 Kreisverbänden betreut werden. Dabei kümmern sich hauptamtliche Personen hauptsächlich um die Rechtsberatung. Über 12.000 Ehrenamtliche bilden die tragende Säule der Mitgliederbetreuung vor Ort in Bayern und gestalten ein lebendiges Verbandsleben.
Im Alter von 60 Jahren wurde eine beantragte Reha von Annemarie Merker abgelehnt. Daraufhin knüpfte die heute 70-Jährige Kontakt zum Sozialverband VdK, der einen Widerspruch verfasste und es anschließend mit der Reha klappte. „Die Kreisgeschäftsführerin fragte mich, ob ich Lust hätte, mich beim Verband ehrenamtlich zu engagieren“, erzählt Annemarie Merker über ihre Anfänge als Ehrenamtliche beim VdK. „Unsere Mitglieder sollen sehen, dass der VdK nicht nur für Rechtsberatung da ist, sondern, dass wir uns auch sozial kümmern.“
Schon nach kurzer Zeit wurde sie zur Vorsitzenden des Ortsverbands Weilheim gewählt, wenig später zur stellvertretenden Kreisvorsitzenden des Kreisverbandes Oberland. Daneben kümmert sich Annemarie Merker um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Geburtstagskarten für die Mitglieder, um Ausflüge und um Jahreshauptversammlungen. Zum Geburtstag bekommen die Mitglieder eine so genannte „SOS-Dose“ geschenkt, die Annemarie Merker in Ortsverband eingeführt hat. „Die wird in den Kühlschrank gestellt mit Anweisungen für den Notfall z.B. was passiert mit dem Haustier. „Sollte ein Notfall passieren, können helfende Menschen dort nachsehen“, erzählt Merker.
Die Ausflüge starten erst wieder langsam auf Grund der Pandemie.. „Wir haben viel strengere Corona-Regeln als andere Vereine“ Auch größere Veranstaltungen sind immer noch nicht durchführbar. „Dafür bekommt jedes Mitglied im Ortsverband ein kleines Weihnachtsgeschenk“
In ihrem Berufsleben war Annemarie Merker in einem Notariat angestellt. Aus dieser Zeit nimmt sie viel Erfahrungen für ihr Engagement beim VdK mit, aber sie schult sich auch innerhalb des VdK immer weiter. Demnächst wird sie ihren Ortsvorsitz niederlegen. Somit kann sie sich nun ganz auf die 14.000 Mitglieder des VdK Kreisverbandes Oberland mit ihren 9 unbesetzten Ortsverbänden konzentrieren.
„Viele ältere Menschen brauchen dringend, dass man sich um sie kümmert“, sagt Annemarie Merker über ihre Motivation, sich beim VdK zu engagieren. „Unsere Mitglieder werden nicht vergessen.
„Ohne Ehrenamt wäre die Arbeit von Deutschlands größtem Sozialverband nicht denkbar,“ sagt Eva Gottstein. „Die Ehrenamtlichen des VdK stehen für Solidarität und Menschlichkeit – Werte, die den Verband ausmachen. Ich danke Annemarie Merker, dass sie diese Werte durch ihr Engagement repräsentiert.“
27. Oktober 2022: Zu Allerheiligen:Trauerbewältigung mit ehrenamtlicher Hilfe
Am 1. November gedenken viele Menschen an Verstorbene und trauern um sie. Trauerarbeit bedeutet, sich intensiv mit dem Tod auseinanderzusetzen und Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter sind dabei eine große Stütze. Beim Hospizverein Ramersdorf-Perlach engagieren sich ehrenamtliche Trauerbegleitende. Dr. Cordula Böhm ist eine von ihnen. Eva Gottstein stellt sie im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Fast 60 Hospiz- und fast 20 ehrenamtliche Trauerbegleiterinnen und Begleiter engagieren sich beim Hospizverein Ramersdorf-Perlach. Cordula Böhm entschied sich mit 80 Jahren, die Ausbildung zur Hospizbegleiterin zu absolvieren. „Ich war 40 Jahre in der Wissenschaft tätig. Dabei habe ich die Nähe zu Menschen vermisst. Ich habe auch nie meine Eltern pflegen müssen, darum wollte ich in diesem Bereich etwas tun“. Als Kunsthistorikerin war sie lange Jahre an dem Projekt „Corpus der barocken Deckenmalerei“ an der LMU München tätig gewesen. Für ein passendes Ehrenamt googelte sie nach einer Möglichkeit in ihrer Nähe und stieß auf den Hospizverein Ramersdorf-Perlach. „Dort wurde ich herzlich aufgenommen“, sagt die heute 82-Jährige. Sie fühlt sich beim Verein sehr wohl: „Das ist ein neuer Lebensabschnitt.“
Nach einer einjährigen Ausbildung besucht Cordula Böhm nun Menschen im Krankenhaus und eine Frau zu Hause. Sie spricht und singt mit ihnen. „Die Gespräche bereichern auch mich und deshalb gibt mir das Ehrenamt viel zurück.“ Außerdem setze sich Hospizverein sehr für seine Ehrenamtlichen ein. Er veranstaltet in regelmäßigen Abständen Supervisionen, Weiterbildungen sowie Feste und Treffen für die Ehrenamtlichen zum gemeinsamen Austausch.
Neben ihrem Engagement als Trauerbegleiterin hat Cordula Böhm noch ein weiteres Ehrenamt: Sie transkribiert für das Deutsche Tagebucharchiv alte, handschriftliche Tagebücher am PC.
„Wohin mit der Trauer? Viele Menschen brauchen beim Verlust eines geliebten Menschen oder beim Wissen um den eigenen bevorstehenden Tod eine emotionale Begleitung. Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter können das leisten,“ sagt Eva Gottstein. „Ich danke Cordula Böhm, dass sie sich in ihrem Ruhestand zu diesem sensiblen Ehrenamt entschieden hat.“
20. Oktober 2022: Leben im Einklang mit Wespen und Hornissen
Wespen und Hornissen sind kein Ungeziefer, sondern wichtige Helfer im Ökosystem: Diese Botschaft bringt das Wespenberaternetzwerk des Landkreis Altötting seit fast 20 Jahren ehrenamtlich unter die Bürger. So stehen die ehrenamtlichen Wespenberatenden auch mit Rat und Tat zur Seite, wenn sich ein Wespen-
oder Hornissennest in einem Wohnhaus ansiedelt. Eva Gottstein bedankte sich stellvertretend für das gesamte Wespenberaternetzwerk persönlich bei Karl Lipp, Claus Wittmann sowie Norbert Häring und stellt sie im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Das Wespenberaternetzwerk Altötting wurde im Jahr 2003 als erstes seiner Art in Bayern von Karl Lipp gegründet, der sich schon seit Ende der 1980er Jahren für solch einen Verband einsetzte. Er las 1987 das Buch „Bienen, Hummeln und Wespen“ und bekam dadurch einen Bezug zu den Tieren. Bald sprach sich Lipps Expertise im Landkreis herum und er wurde immer öfter um Rat gefragt. Er erfuhr, dass es in Norddeutschland ein Beraternetz zum Thema Hautflügler gab und schlug so ein Beraternetz bei der unteren Naturschutzbehörde auch für den Landkreis Altötting vor. Es dauerte noch viele Jahre, viel Hartnäckigkeit und viel Überzeugungsarbeit bis 2003 in der örtlichen Presse zu einer Ausbildung für Wespenberater aufgerufen wurde.
Aus fast allen Gemeinden und Städten des Landkreises Altötting meldeten sich Bürgerinnen und Bürger, die sich ausbilden ließen, so dass das Wespenberaternetzwerk mittlerweile aus 30 Ehrenamtlichen besteht. Die Gemeinden, die keine beratenden Person haben, übernehmen Beraterinnen oder Berater aus den benachbarten Gemeinden.
Die Beratenden arbeiten eng mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes zusammen und bewältigen etwa 400 Wespen- und Hornisseneinsätze pro Jahr. Bis zur Gründung des Wespenberaternetzwerks war es üblich, bei Nestern in Wohnhäusern die Feuerwehr zu rufen, die sich, meist durch Entfernung des Nestes, um das Problem kümmerte. „Dass dieses Vorgehen nicht mit dem Tierschutz vereinbar war, lag auf der Hand“, sagt Claus Wittmann, der seit 20 Jahren für die Gemeinden Tüßling und Teising tätig ist.
Heute wird ein Insektennest nur in begründeten Einzelfällen umgesiedelt oder anderweitig entfernt. Normalerweise beraten die freiwillig Engagierten die betroffenen Haushalte, wie sie mit Wespen- und Hornissennestern im Einklang leben können. Die damit verbundenen Einschränkungen werden von vielen Bürgern gerne auf sich genommen, diese leisten somit wertvolle Hilfe bei der Arterhaltung. Bürger mit Wespenproblemen wenden sich an die örtlichen Berater und erhalten Informationen zum Lebenszyklus und der zu erwartenden Volksentwicklung. Die erste Beratung erfolgt in der Regel telefonisch, sollten nicht alle Belange abgeklärt werden können, werden die Bürger aufgesucht.
„Sollte der Beratende zur Überzeugung gelangen, eine Umsiedlung ist notwendig, wird von den betroffenen Bürgern ein Antrag auf Umsiedlung gestellt, der Berater oder die Beraterin ergänzt die Angaben der Betroffenen und äußert seine oder ihre Fachmeinung zum Antrag“, erläutert Claus Wittmann das Vorgehen. „Nach der Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde wird ein Umsiedler gebeten sich der Sache anzunehmen.“
Der pensionierte Polizeibeamte Claus Wittmann ist seit ca. fünf Jahren als Umsiedler im Wespenberaternetzwerk tätig, seit der Gründung im Jahr 2003 war er Berater und assistierte bei Umsiedlungen. Nebenbei setzt er sich für eine Ausdehnung, möglichst auf Gesamtbayern, des Beraternetzwerks ein. Hierzu nutzt er seine Verbindungen als Vorsitzender der AGNA (Arbeitsgemeinschaft der Angehörigen der Naturschutzwacht Bayern e. V.) in Politik und Gesellschaft.
Norbert Häring kümmert sich, neben Beratungen und Umsiedlungen um den Bau und die Instandsetzung der Ausrüstung. Er fertigt in vielen Arbeitsstunden Insektenhotels und setzt sich, in vielfältiger Weise, für den Arterhalt der heimischen Insektenwelt ein.
Weiter engagiert es sich bei der positiven Wahrnehmung des Beraternetzwerks zum Beispiel durch Verkauf selbst gefertigter Insektenhotels auf Wochenmärkten und Spende des Verkaufserlöses an die Ukrainehilfe. „Unseren über 30 Kolleginnen und Kollegen des Wespenberaternetzwerkes, die mit uns diese Naturschutzarbeit leisten, gebührt großer Respekt und Wertschätzung.
Nur durch ihr Engagement ist diese ehrenamtliche Tätigkeit im gesamten Landkreis Altötting möglich“, sagt Claus Wittmann. Die Arbeit des Wespenberaternetzwerks im Landkreises Altötting wird von der Bevölkerung gut angenommen und hilft dabei den Naturschutz positiv wahrzunehmen.
„Das Ehrenamt der Wespenberatung ist ein weniger bekanntes Engagement, das aber zum Wohle der Biodiversität und des ökologischen Gleichgewichts mehr Aufmerksamkeit verdient hat,“ sagt Eva Gottstein. „Ich hoffe, dass sich Wespen- und Hornissenberatungen in Zukunft auch in anderen Landkreisen etablieren und danke den Ehrenamtlichen des Wespenberaternetzwerks Altötting für ihr tatkräftiges Engagement.“
Fotos: Geschäftsstelle der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Wespenberaternetzwerk Altötting
13. Oktober 2022: Zum 75. Geburtstag des Bayerischen Jugendrotkreuz (BJRK)
Viel mehr als nur „Pflaster kleben“ lernen und erleben Kinder und Jugendliche beim Bayerischen Jugendrotkreuz. Erste Hilfe-Ausbildung, Wertevermittlung, internationale Begegnungen oder Zeltlager sind nur ein Bruchteil dessen, was ein Engagement beim BJRK ausmacht. Am 18. Oktober 1947 wurde das Bayerische Jugendrotkreuz gegründet und feiert nun sein 75-jähriges Bestehen. Eva Gottstein gratuliert dem Verband herzlich und stellt die stellvertretende Landesvorsitzende des JRK, Kathrin Bruss, vor.
Das Bayerische Jugendrotkreuz ist eigenständiger Kinder- und Jugendverband, in dem sich rund 106.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahren in den fünf Rotkreuz-Gemeinschaften engagieren: In den Bereitschaften, in der Bergwacht, im Jugendrotkreuz, in der Wasserwacht sowie in der Wohlfahrts- und Sozialarbeit.
„Ich komme von der Basis“, erzählt die 25-jährige Medizinstudentin Kathrin Bruss. Ihr Bruder, der zwei Jahre älter ist, war als Kind schon vor ihr in der Ortsgruppe des Bayerischen Jugendrotkreuzes in Neuendettelsau gewesen und erzählte immer begeistert von den Aktivitäten. „Das klang sehr spannend und als ich fünf Jahre alt war, durfte ich auch mitmachen.“
Irgendwann übernahm sie selbst die Jugendgruppen in Neuendettelsau und vermittelte jeden Freitag Kindern Erste Hilfe, menschliche und soziale Werte, Rot-Kreuz-Wissen oder die Aufgaben der verschiedenen Rot-Kreuz-Gemeinschaften. Später bewarb sie sich beim Jugendrotkreuz, um als Delegierte bei Rot-Kreuz Austauschveranstaltungen auf der ganzen Welt, Deutschland zu vertreten. Unter anderem reiste sie nach Armenien und in Uganda absolvierte sie über das Rote-Kreuz ihren entwicklungspolitischen Freiwilligendienst. „Rot-Kreuzler aus der ganzen Welt sprechen dieselbe Sprache. Wir sehen uns als große Familie.“ So knüpfte sie viele Kontakte und baute sich ein Netzwerk auf, über das sie zur Landesebene Bayern stieß und letztendlich deren stellvertretende Vorsitzende wurde. „Die Aufgaben dort sind sehr vielfältig“, erzählt Kathrin Bruss. „Unter anderem initiieren wir als Landesleitung Projekte, organisieren Veranstaltungen, bringen eine Mitgliederzeitschrift heraus und wir vertreten die Interessen der Kinder und Jugendlichen in und außerhalb des Verbandes“. Durch die Digitalisierung konnte sie dieses Ehrenamt auch während ihrer Auslandsstudienzeit in Südkorea und ihrer Praktikumszeit in Jordanien ausüben. Zu ihrem Medizinstudium wurde sie durch ihr Engagement beim Roten-Kreuz bestärkt.
„Das Ehrenamt hat für mich einen hohen Stellenwert“, sagt Kathrin Bruss, die seit ihrem fünften Lebensjahr Mitglied ist. „Das Bayerischen Jugendrotkreuz ist ein Bestandteil meines Lebens, denn ich bin mit ihm aufgewachsen. Es ist schön zu sehen, wie Kinder damit groß werden und später selber Gruppen leiten. Man hat es geschafft, Werte zu vermitteln und aus Kindern mutige Menschen zu machen.“
„Das Engagement von Kathrin Bruss ist beispielhaft und ich spreche ihr meine große Anerkennung aus,“ sagt Eva Gottstein. „Ich hoffe, dass sich auch in Zukunft viele Kinder und Jugendliche beim Bayerischen Jugendrotkreuz engagieren werden und somit die Zukunft des Bayerischen Roten Kreuzes für die nächsten 75 Jahre und darüber hinaus gesichert ist.“
06. Oktober 2022: Ehrenamt ermöglicht neues Leben für den Bach
Circa 140 Bachpaten kümmern sich in Bayern um 90.000 Kilometer Bach und kleine Gewässer in Bayern. Dr. Stephan Geiner ist einer von ihnen und er übt sein Engagement in Landshut aus, wo er sich um einen Abschnitt eines Altarms der Pfettrach kümmert. Eva Gottstein stellt Dr. Stephan Geiner im „Ehrenamt der Woche“ vor, um auf das Ehrenamt des Bachpatens aufmerksam zu machen.
Bachpaten können einzelne Personen, Naturschutzgruppen oder Schulklassen sein. Dabei müssen sie sich an ihre Heimatgemeinde wenden, um mit ihr die Aktivitäten am jeweiligen Bachabschnitt absprechen. Ziel einer Bachpatenschaft ist, die Gemeinden dabei zu unterstützen, Gewässer in einem naturnahen Zustand zu erhalten. Aufgaben von Bachpaten sind dabei: Gewässerpflege, Müllentfernung, Laubentfernung, Beobachtung des Gewässers und die Information der Mitbürger.
„Es müssten sich viel mehr Bachpaten engagieren, aber sie brauchen einiges an Fachwissen für ihr Ehrenamt“, sagt Stephan Geiner. „Leider gibt es keine speziellen Kurse für ehrenamtliche Bachpaten.“
Ist eine Person am Ehrenamt des Bachpatens interessiert, wendet sie sich an seine Gemeinde und wird dort von der Verwaltung angeleitet. Das reiche allerdings nicht, meint Stephan Geiner, denn man müsse tiefere Einblicke in das Ökosystem bekommen, um Verständnis für den Bach bilden zu können. Spezielle Kurse würden seiner Meinung auch mehr Menschen zu diesem Ehrenamt führen, das die Natur so dringend braucht.
Stephan Geiner selbst ist Einzelkämpfer und kommt über die Arbeit des Müllsammelns, eine Sisyphosarbeit, kaum hinaus. „Mein Bach führt ein Schattendasein und ist immer sehr vermüllt. Obwohl er in einem Landschaftsschutzgebiet liegt.“ Er wundert sich über das mangelnde Interesse der Bevölkerung am Bach. „Weiter unten gibt es sogar Bachmuschelbestände, die es zu schützen gilt“, sagt er.
Sein Bachabschnitt liegt im Landshuter Nikolaiviertel, wo viele Menschen ohne Gärten leben. „Wenn das Gewässer aufgewertet werden würde, könnten die Menschen es nutzen.“ Seine Motivation ist, dass das Gewässer irgendwann wieder so aussieht, dass auch Kinder daran und darin spielen könnten.
Als Einzelperson hat er ein weiteres Problem. Durch Laub verschlammt ein Bach und müsste daher öfter ausgehoben werden. Für eine Person allein kaum machbar. „Ich habe es schon einmal versucht und 50 bis 60 Meter mit der Hand entschlammt. Da sind wieder Fische gekommen“, erinnert sich Stephan Geiner. „Aber alleine geht das nicht. Gäbe es eine Gruppe, könnte man das Gewässer erhalten.“
Stephan Geiner hat schon als Jugendlicher gerne geangelt und verbrachte viel Zeit am Bach. Später wurde er Arzt und seit 2014 ist er im Ruhestand. Zu dieser Zeit wurde er Vegetarier, weshalb er nicht mehr angeln ging, sich eine neue Beschäftigung am Bach suchte und auf das Ehrenamt des Bachpatens aufmerksam wurde.
„Die Bachpatenschaft ist ein nur wenig bekanntes Ehrenamt, das aber für die Natur und die kommunalen Ökosysteme sehr wichtig ist. Statt 140 bräuchte Bayern 1.400 Bachpaten,“ sagt Eva Gottstein. „Ich danke Stephan Geiner, dass er sich alleine derart intensiv um seinen Bachabschnitt kümmert und so großes Durchhaltevermögen zeigt, gerade wenn es um den vielen Müll geht, den er immer wieder aus dem Bach sammelt.“
29. September 2022: Zum Tag des Übersetzens: Übersetzen, um anderen Menschen zu helfen
Beim Arzt, im Kindergarten, bei Behörden – für Menschen, die noch nicht lange in Deutschland leben und zum Beispiel einen Integrationskurs besuchen, stellen solche Termine ohne Übersetzung oft eine große Hürde dar. Das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen bildet deshalb ehrenamtliche Laiendolmetscherinnen und Dolmetscher aus. Die 21-jährige Informatikstudentin Surieh Mehri ist eine der freiwillig Engagierten. Sie übersetzt von Persisch nd Dari ins Deutsche. Zum „Tag des Übersetzens“ ist Surieh Mehri das „Ehrenamt der Woche“.
Laiendolmetscher übersetzen ehrenamtlich für Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Ärzte und Krankenhäuser sowie Behörden. Sie haben selbst Migrationshintergrund und bringen kulturelles Hintergrundwissen der jeweiligen Länder mit. Damit unterstützen sie Menschen mit Migrationshintergrund bei der sprachlichen Verständigung und übersetzen aus ihrer Muttersprache in die deutsche Sprache.
Nach einem Auswahlverfahren zur persönlichen Eignung absolvieren die Laiendolmetscher eine Qualifizierungsmaßnahme, in der sie unter anderem Techniken des Dolmetschens lernen. Aber auch die eigene Migrationsgeschichte und Selbstreflexion sowie Schweigepflicht und Neutralität sind Teil der Qualifizierung. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen haben die Laiendolmetscherinnen und Dolmetscher eine Qualifizierungsmaßnahme in Kooperation mit der Diakonie Augsburg durchlaufen.
„Es ist schön, den Menschen helfen zu können“, sagt Surieh Mehri, die als Zehnjährige aus Afghanistan nach Deutschland kam. „Ich kann mich gut in die Lage der Leute hineinversetzen, wenn sie nicht verstanden werden und sie niemanden verstehen.“
2021 lief Surieh Mehri am Landratsamt Neuburg vorbei und las den Aushang, indem die Behörde potentielle Ehrenamtliche für das Laiendolmetschen suchte. „Ich dachte sofort, dass das etwas für mich sein könnte“, erinnert sich Surieh Mehri. „Außerdem habe ich gerne Kontakt mit Menschen und das fehlte mir während der Corona-Zeit.“
Die Studentin absolvierte den Dolmetscherkurs beim Landratsamt und übersetzt seit 2021 bis zu vier Mal im Monat. Dazu kommt es, wenn sich eine bestimmte Stelle ans Landratsamt wendet und die wiederum Ehrenamtliche wie Surieh Mehri vermittelt.
„Das besondere Kommunikationsmittel der Menschen ist die Sprache,“ sagt Eva Gottstein. „Aber nur, wenn Menschen ihre Sprache gegenseitig verstehen, kann Vertrauen aufgebaut werden. Deshalb ist es wichtig, dass Menschen, die erst seit Kurzem in unserem Land sind, verstanden werden und verstehen. Ich bin sehr dankbar, dass es das Ehrenamt des Laiendolmetschens gibt, und danke stellvertretend Surieh Mehri für dieses wichtige Engagement. Es ist ein wesentlicher Teil des Integrationsprozesses und des Miteinanders.“
Foto: Geschäftsstelle der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt.
von links: Eva Gottstein, Surieh Mehri, Landrat Peter von der Grün
22. September 2022: Trost und Hoffnung vom Ehrenamt
Zuhören, die Hand halten und tröstende Worte finden – Anna-Maria Bonertz ist für alle Patientinnen, Patienten und sterbenden Menschen im Klinikum Ingolstadt da. Die 67-jährige Ingolstädterin ist ein bis zwei Mal pro Woche als ehrenamtliche Seelsorgerin am Klinikum tätig. Darüber hinaus besucht sie regelmäßig Bewohnerinnen eines Pflegeheims. Deshalb ist Anna-Maria Bonertz das „Ehrenamt der Woche“.
„Was kann ich noch Gutes und Sinnvolles tun, wenn ich in Rente gehe?“, fragte sich Anna-Maria Bonertz, als sie in den Ruhestand ging und damals ehrenamtlich über die Nachbarschaftshilfe Menschen besuchte. Über ein Gespräch mit dem Pfarrer ihrer Gemeinde wurde sie auf die ehrenamtliche Seelsorge im Klinikum Ingolstadt aufmerksam und absolvierte bald darauf den Kurs „Ehrenamtlich in der Klinikseelsorge“, in dem Frauen und Männer zu ehrenamtlichen Seelsorgern ausgebildet werden. „Da wurde mir sehr viel Wertvolles mit auf den Weg gegeben“, erinnert sie sich. Einen ihrer ersten Patienten besuchte sie alle zwei Tage und auch später, als dieser im Pflegeheim wohnte. Dabei stand sie immer im Austausch mit der evangelischen Klinikseelsorge.
„Wenn ich kranke und sterbende Menschen besuche, ist es mir wichtig, dass ich gut in meiner eigenen Mitte bin. Denn nur so kann ich für die Patienten voll und ganz da sein.“ Da sein konnte sie vor zwei Jahren plötzlich nicht mehr – als die Pandemie begann und kein Besucher mehr ins Klinikum durfte. Sobald Zeiten kamen, in denen die Bestimmungen wieder gelockert wurden, war Anna-Maria Bonertz wieder für die Menschen im Krankenhaus da. „Das war so wichtig.“
„Ich möchte den Menschen in seinem Ganzen unterstützen“, sagt Anna-Maria Bonertz über ihr Ehrenamt. „Ich möchte ihn trösten, ermutigen, begleiten und dort abholen, wo ihn etwas bewegt. Wenn die Frage über den Glauben aufkommt, möchte ich das Thema gemeinschaftlich mit dem Menschen betrachten und sehen, was ihm Hilfe sein und womit er oder sie gut umgehen kann. Es kommen auch Situationen vor, in denen wir ein gemeinsames Gebet sprechen.“
Die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger des Klinikums haben eine feste Station zugewiesen, mit deren Personal sie regelmäßig im Austausch stehen. Oft klopft Anna-Maria Bonertz an die Zimmer und schaut, wer ein Gespräch wünscht. „Da ist selten jemand, der sagt, dass er oder sie es nicht möchte. Aber wenn es so ist, respektiere ich das und man darf das dann auch nicht persönlich nehmen.“
Vor der Pandemie gab es zwischen den ehrenamtlichen Seelsorgenden regelmäßige Austauschrunden, die während der Pandemie nicht stattfanden. Anna-Maria Bonertz war sehr froh, dass sie ihren Mentor hatte, mit dem sie sich regelmäßig über das Telefon austauschen konnte. Auch die anderen hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger hatten immer ein offenes Ohr.
„Die ehrenamtlichen Seesorgerinnen und Seelsorger sind eine große Unterstützung für die Hauptamtlichen“, sagt Eva Gottstein. „Dieses Ehrenamt zaubert vielen einsamen Menschen ein Lächeln ins Gesicht und gibt ihnen seelischen Frieden. Darüber bin ich sehr dankbar.“
Das Klinikum Ingolstadt bietet regelmäßig Ausbildungskurse zum Thema „Ehrenamtlich in der Klinikseelsorge“ an. Weitere Infos zum Kurs lesen Sie auf diesem Flyer des Klinikums Ingolstadt. (Mit Klick auf den Flyer, öffnet sich dieser komplett).
19. September: Zum Tag der Zivilcourage: Zivilcourage lernen durch Ehrenamt
Nein: Fehlende moralische Werte oder eine generelle Verweigerung von Hilfe seien meist keine Gründe, warum Unbeteiligte in Notsituationen nicht eingreifen. Das sagt der Verein „Zivilcourage für alle“, der mit speziellen Trainings Menschen fit machen möchte, in Notsituationen kompetent zu handeln, ohne sich selbst zu gefährden. Die Trainingseinheiten sowie die Organisation des Vereins sind dabei komplett in ehrenamtlicher Hand. Stephanie Böse aus München ist eine der Engagierten. Eva Gottstein bedankte sich persönlich bei ihr und stellt sie und den Verein im „Ehrenamt der Woche“ zum Tag der Zivilcourage am 19. September vor.
Der Verein „Zivilcourage für alle“ wurde 2010 als Reaktion auf den Fall von Dominik Brunner gegründet, der Zivilcourage zeigte und nach einer Auseinandersetzung mit zwei Jugendlichen zu Tode kam. Der Verein informiert über Zivilcourage, motiviert und trainiert Zivilcourage. Die Trainingseinheiten des Vereins sollen Menschen befähigen, in Notsituationen kompetent zu handeln, ohne sich selbst zu gefährden.
Stephanie Böse ist 2018 dem Verein beigetreten. Aufmerksam wurde sie durch eine ehemalige Arbeitskollegin, die sich bei „Zivilcourage für alle“ engagierte und oft Inhalte auf Facebook teilte. Zunächst half Stephanie Böse bei der PR und Öffentlichkeitsarbeit-Gruppe, mittlerweile unterstützt sie einen Vereinskollegen bei der Buchhaltung.
So weit zu den klassischen Vereinstätigkeiten. Die thematische Säule ist bei „Zivilcourage für alle“ das Training, das die Ehrenamtlichen durchführen. Dort können die Teilnehmenden Wissen und Handlungskompetenzen lernen, die dazu befähigen, in Notsituationen zu handeln, ohne sich selbst zu gefährden. Denn oft, so zeigen Studien, fehle die nötige Kompetenz, sich in Notsituationen angemessen zu verhalten.
„Unser großes Ziel ist: Zivilcourage in die Gesellschaft bringen“, sagt Stephanie Böse. „Wir arbeiten auch mit dem, was man als Teilnehmer schon selbst erlebt hat.“
Rollenspiele, Filme und Psychologie sind unter anderem Mittel für das Training, das zwischen zweieinhalb Stunden und einem ganzen Tag dauern kann. Schulen, Firmen und andere Gruppen kommen auf den Verein zu – aber auch Einzeltrainings können gebucht werden. Am „Tag der Zivilcourage“ stellt der Verein Projekte wie gemeinsames Singen oder Poetry Slams auf die Beine, um noch mehr auf das Thema Zivilcourage aufmerksam zu machen.
„Zivilcourage ist ein für die Gesellschaft sehr wichtiges Thema und das hat mich motiviert, mich bei ‚Zivilcourage für alle zu engagieren‘“, sagt Stephanie Böse.
„Ich bin mir sicher, noch mehr Menschen würden in brenzligen Situationen Zivilcourage zeigen, wenn sie den Mut und die Kompetenz hätten“, sagt Eva Gottstein. „Das freiwillige Engagement von Stephanie Böse und den Mitgliedern von ‚Zivilcourage für alle‘ ist auch unter deshalb wichtig, weil dieses Ehrenamt eine positive Spirale auslöst. Ich glaube, wenn immer mehr couragierte und selbstbewusste Menschen eingreifen, umso mehr Skrupel haben potentielle Gewalttäter, ihren Aggressionen freien Lauf zu lassen.“
13. September 2022: Zum Schuljahresbeginn: Sicher in die Schule dank Ehrenamt
Seit 38 Jahren lotst Gerda Siegler aus Karlstadt im Landkreis Main-Spessart jede dritte Woche von Montag bis Freitag Schulkinder sicher über die Straße. Wegen ihres jahrelangen Engagements ist sie deshalb zum Schuljahresbeginn „Ehrenamt der Woche“.
Mehr als 27.000 ehrenamtliche Schulweghelferinnen und Schulweghelfer sorgen für Sicherheit auf bayerischen Schulwegen. In Deutschland wurde der Schulweghelfer- oder auch Verkehrshelferdienst genannt, 1953 gegründet. Schülerinnen und Schüler, die anderen Schülern behilflich sind, heißen Schülerlotsen und müssen mindestens 13 Jahre alt sein.
Als Gerda Sieglers heute 46-jähriger Sohn in die Schule kam, wurden Schulweghelfer in Karlstadt dringend gesucht, weil der Verkehr an der Hauptstraße immer mehr zunahm. Gerda Siegler erklärte sich bereit und macht seitdem alle drei Wochen Montag bis Freitag von 7.15 bis 8 Uhr Dienst.
„Das frühe Aufstehen macht mir nichts aus“, sagt Gerda Siegler. „Und solange es die Gesundheit mitmacht, übe ich das Ehrenamt aus“. Manchmal ist das Ehrenamt lebensgefährlich. Gerda Siegler kann viele abenteuerliche Geschichten aus 38 Jahren Schulweghelferdienst erzählen, wie Autofahrerinnen und Autofahrer sich zum Teil rücksichtslos verhalten.
Was verdeutlicht, wie wichtig dieses Ehrenamt für Schulkinder ist. Deshalb coacht Gerda Siegler darüber hinaus neue Ehrenamtliche. Die Alteingesessenen bekommen jährliche Fortbildungen von der Polizei, die Gerda Siegler gerne wahrnimmt. Denn: „Solange es die Gesundheit mitmacht, werde ich das Ehrenamt ausüben“, sagt Gerda Siegler. „Es ist wichtig für die Kinder, sicher über die Straße zu kommen, denn sie sind unsere Zukunft. Ich denke dabei auch an mein Enkelkind. Das ist noch klein, aber das soll zukünftig auch sicher über die Straße kommen.“
„Sicherheit hat immer Vorfahrt und diese Sicherheit gewähren die vielen Tausend Schulweghelferinnen und Schulweghelfer Bayerns Schulkindern“, sagt Eva Gottstein. „Herzlichen Dank für dieses Engagement stellvertretend an Gerda Siegler, die ihr Ehrenamt seit 38 Jahren bei Wind und Wetter ausübt.
08. September 2022: Eine Brücke von Menschen für Menschen
„Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenige Brücken“. Dieses Zitat von Isaac Newton nimmt sich der Verein „Aktion Brücke“ zu Herzen und hilft obdachlosen Menschen in und um München, um eine Hoffnungsbrücke für diese Personen zu sein. Eva Gottstein besuchte die Initiative „Aktion Brücke“ und stellt das Engagement zum Tag der Wohnungslosen am 11. September im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Aktion Brücke e.V. ist eine Hilfsorganisation für obdachlose und bedürftige Menschen in München und im Landkreis Fürstenfeldbruck. Die etwa 90 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer versorgen Suchtkranke, Obdachlose, geflüchtete Menschen und Rentner in Altersarmut. Jeden Sonntag fahren mehrere Teams feste Stationen an und versorgen Menschen mit warmen Mahlzeiten, frischer Kleidung oder Hygieneartikel. Zusätzlich zu den Sammelstellen suchen die Ehrenamtlichen Obdachlose an Schlaf- und Lagerplätzen auf. Wochentags helfen Ehrenamtliche bei Behördengängen und Arztbesuchen. Des Weiteren hat „Aktion Brücke e.V.“ einen Infostand für Passanten, bei dem der Verein bei bestimmten Gelegenheiten über die Beweggründe und die Arbeit aufklärt.
„Es geht bei unseren Fahrten nicht nur um reine Versorgung und Verpflegung“, sagt Anja Sauer, Vorsitzende von Aktion Brücke e.V. „Das Wichtigste ist das offene Ohr und die Menschlichkeit. Wir sind Ansprechpartner und oftmals der einzige Zuhörer für alle Arten von Sorgen und Nöten. Wir sprechen Mut zu, nehmen an die Hand und auch mal in den Arm.
Nicht selten erfüllen wir zudem einzelnen Menschen einen speziellen Wunsch oder leisten gezielt Hilfe. So konnten wir bereits mehrfach gehbehinderten Menschen zu einem neuen Rollstuhl verhelfen und somit den harten Alltag nachhaltig erleichtern. Durch einen gezielten Spendenaufruf konnten wir einem Mann seinen Herzenswunsch erfüllen und ihm seine zerbrochene Gitarre, durch eine gespendete ersetzen oder einem weiteren jungen Mann ein Skateboard überreichen.“
„Ehrenamt motiviert sich oft aus Nächstenliebe“, sagt Eva Gottstein. „Das wird beim Engagement von Aktion Brücke sehr deutlich. Ich kann hier nicht oft genug denjenigen Danke sagen, die Menschen aus Nächstenliebe helfen, die am Rande der Gesellschaft stehen.“
Fotonachweis: Geschäftsstelle der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt.
01. September 2022: Starke Stimme für Mädchen und junge Frauen
Politisch aktiv, Interessenvertretung für die, die nicht so laut rufen und anpackend – Hannelore Güntner aus München engagiert sich kontinuierlich seit ihrer Ausbildung zur Erzieherin. Ein Meilenstein: Die Gründung der Initiative für „Münchner Mädchen*“ (IMMA) im Jahr 1985, in der die heute 70-Jährige Aufsichtsratsvorsitzende ist. Eva Gottstein bedankte sich persönlich bei Hannelore Güntner und stellt ihr Engagement im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Hannelore Güntner engagiert und engagierte sich nicht nur bei der IMMA, sondern auch in anderen Bereichen der Mädchenpolitik und überall dort, wo sie hinkommt. Schon als Schulsprecherin in der Fachakademie für Sozialpädagogik, in der Studierendenvertretung, als Gründerin einer Elterninitiative als ihre Tochter im Kinderkrippenalter war und im Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Mädchen*politik war sie aktiv. Nach Beendigung der aktiven Berufszeit gründete sie mit früheren Kolleginnen und Kollegen die Landesarbeitsgemeinschaft Mädchen*politik in Bayern und engagiert sich dort im Vorstand. Bei ihrem Chor „Coro Latino“ organisierte Hannelore Güntner Konzerte und kümmerte sich um die Finanzierung. Mittlerweile wohnt die 70-Jährige in einem Mehrgenerationenhaus und engagiert sich dort im Sprecher*innenrat.
Während ihres Studiums absolvierte Hannelore Güntner Praktika an verschiedenen Jugendzentren der Stadt München und ihr fiel dabei auf, wie unterrepräsentiert die Mädchen dort waren. Ihre Diplomarbeit schrieb sie mit zwei Kommilitoninnen zur noch neuen Mädchenarbeit und nach dem Studium arbeitete sie in einem Jugendzentrum des Landkreis München, wo sie auch einen Mädchenarbeitskreis gründete. 1984 erschien der 6. Jugendbericht des Deutschen Jugendinstituts mit dem Titel „Verbesserung der Chancengleichheit von Mädchen in der BRD“, in dem von gravierenden Mängeln für Mädchen gesprochen wurde. Da beschloss Hannelore Güntner zusammen mit etlichen anderen Frauen aus den Arbeitskreisen die IMMA zu gründen. Denn es gab nur eine marginale Anzahl an Mädchengruppen und ein Verein war wichtig, um eine Rechtsform zu haben und Gelder beantragen zu können.
„Ich habe mit den Mädchen diskutiert, was sie brauchen, z.B. ein Mädchenhaus, und die Mädchen haben gesagt: Mensch Hanne, mach das. Das war für mich der Auftrag. Mädchenarbeit ist Mädchenpolitik. Nicht Mädchen müssen sich ändern, sondern die Gesellschaft“, sagt Hannelore Güntner.
Durch eine geänderte Stadtpolitik wurden in München die Chancen für eine Förderung größer. „So konnten wir überhaupt anfangen. Es war ein langer Weg für ein Mädchenhaus, aber es ist uns über 30 Jahre hinweg gelungen.“
1985 gründete sie die IMMA ehrenamtlich, später hatte sie dort eine hauptamtliche Stelle. Als sie sich in die einjährige Betreuungszeit nach Geburt der Tochter verabschiedete, ging sie ehrenamtlich in den Vorstand der IMMA. Nach der Elternzeit arbeitete sie wieder hauptamtlich und seit sie in Rente ist, fungiert sie als ehrenamtliches Mitglied im Aufsichtsrat.
„Sozialpädagogik ist nicht nur mein Beruf, meine Gesamteinstellung ist sozial“, sagt Hannelore Güntner. „Aus dieser Grundhaltung entstehen ganz viele meiner Engagements.“
Wie eingangs aufgezählt, engagiert sich Hannelore Güntner vielfältig. „Ich sehe die Dinge, die nötig sind und daraus will ich etwas bewegen und ein Ziel erreichen. Ich engagiere mich, weil ich es kann. Weil ich weiß, wie man Anträge und Finanzierungspläne schreibt oder wie man Kontakt mit der Politik aufnimmt.“ Sie schätzt die vielfältigen Einblicke, die sie bekommt, sieht aber auch eine Gefahr für das Ehrenamt: „Man macht eigentlich ganz viel, was finanziert sein müsste. Vieles wird über Ehrenamt abgedeckt, was staatliche Aufgabe ist.“
25. August 2022: Hilfe für Trauma-Betroffene durch Pferde und Ehrenamt
Posttraumatische Belastungsstörungen oder Gewalterfahrungen – das sind Diagnosen von Menschen, denen der Verein „Equus – Interaktion zwischen Mensch & Pferd e.V.“ hilft. Der Verein mit seinen Vorsitzenden Doris Semmelmann und Denise Heinlein organisiert und setzt „Horse Sense & Healing Workshops“ nach dem Konzept von Monty Roberts und mit Einsatz von Pferden ehrenamtlich um. Eva Gottstein bedankte sich am Tag der Pferde persönlich bei Doris Semmelmann und stellt das Engagement von Equus im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Monty Robert ist einem breiten Publikum durch den Roman „Der Pferdeflüsterer“ bekannt, in dem seine Arbeit mit Pferden und deren Angst zu überwinden, beschrieben wird. Die pferdegestütze Arbeit mit Menschen, die wieder lernen müssen, Vertrauen aufzubauen, ist eine unbekanntere Schiene von Monty Roberts. Die Gründerinnen und Gründer des Vereins „Equus“ lernten sich über diese Schiene kennen und riefen den Verein im Jahr 2019 in Bayern ins Leben, der mittlerweile 15 aktive Mitglieder hat. Dazu gehören ehrenamtliche Pferdeinstruktoren, ehrenamtliche Therapeuten und ehemalige Kursteilnehmer, die ihre Erfahrungen weitergeben und bei organisatorischen Arbeiten unterstützen. Ein ehemaliger Teilnehmer hat sogar ein Pferd gespendet.
„Wir sind ein kleines ehrenamtliches Team und wir haben uns ursprünglich über Monty Roberts kennengelernt“, erzählt Doris Semmelmann. „Uns war es ein großes Bedürfnis, seine Idee, mit der er Menschen unterstützt, nach Deutschland zu bringen.“
Die Workshops, die Equus anbietet, finden mehrmals pro Jahr über jeweils ein Wochenende statt, auf einem Pferdehof in Bamberg, der dem zweiten Vorsitzenden gehört. Die sechs bis zwölf Teilnehmenden kommen dabei aus ganz Deutschland und werden oft über den Verband deutscher Einsatzveteranen darauf aufmerksam, mit dem Equus kooperiert, da, so Doris Semmelmann, es gerade Männern schwer falle, sich pferdegestützte Interventionen selbst einzulassen.
Zu den Workshops mit Psychologen und Therapeuten kommen Menschen mit Traumata, die sie in beruflichen Einsätzen erfahren haben, wie beispielsweise Soldaten und Soldatinnen, Polizistinnen und Polizisten oder Feuerwehrleute. „Auch zum Beispiel U-Bahnfahrer“, erzählt Doris Semmelmann. „Menschen, die in ihrem Beruf grauenhafte Sachen gesehen haben. Sie haben eine posttraumatische Belastungsstörung oder Traumafolgestörungen. Sie bekommen Flashbacks und ziehen sich sozial zurück und verlieren ihre Lebensfreude.“
Die Workshops finden in einem abgeschlossenen Bereich statt, in dem sich das Pferd frei bewegt. „Es gibt dann den Moment, in dem sich das Pferd frei entscheidet, dem Menschen zu folgen. Man gibt Freiheit und durch Vertrauen kehrt das Pferd zurück. So werden Misstrauen, Ängste und Selbstzweifel abgebaut“, erzählt Doris Semmelmann das Vorgehen.
„Es ist faszinierend, wie mit Hilfe von freilaufenden Pferden das Vertrauen der Menschen, die Grauenhaftes sehen und erleben haben müssen, wieder aufgebaut wird“, sagt Eva Gottstein. „Ich bin sehr dankbar, dass Doris Semmelmann die Idee aus den USA nach Deutschland gebracht hat und sich hier ehrenamtlich darum kümmert, dass Menschen mit Traumata diese Therapie bekommen können.“
18. August 2022: Die Nacht wieder zur Nacht machen – dank Ehrenamt
Licht aus! Eigentlich ist beim Thema Umweltschutz nichts leichter als der Lichtverschmutzung vorzubeugen. Trotzdem muss hier große Aufklärungsarbeit geleistet werden. Dieser ehrenamtlichen Aufgabe hat sich Manuel Philipp aus Rimsting gewidmet. Mit seiner Initiative „Paten der Nacht“ und der Organisation der „Earth Night“, die in diesem Jahr am 23. September stattfindet, macht er durch Vorträge, Flyer, Homepage und Social-Media-Arbeit auf die Folgen der Lichtverschmutzung aufmerksam und gibt Hinweise, wie jeder einzelne Mensch aktiv etwas dagegen tun kann. Deshalb ist er das „Ehrenamt der Woche“.
Straßenlaternen, Gebäudebeleuchtung oder Leuchtwerbung – eine richtig dunkle, natürliche Nacht gibt es in unseren dichtbesiedelten Breitengraden kaum. Mit der Folge, dass der Sternenhimmel kaum sichtbar ist. Noch schlimmere Konsequenzen hat die Lichtverschmutzung für unser Ökosystem. Nachtaktive Lebewesen werden in Bestäubung, Fortpflanzung und Futtersuche gestört, tagaktive Lebewesen und Menschen leiden unter Schlafstörungen, was sich auf die Gesundheit auswirkt und bei Pflanzen kommt es zu Störung des Vegetationsrhythmus. Dabei können Maßnahmen wie das Löschen des Lichts, eine Abschirmung, die richtige Lichthöhe, ein veränderter Lichtwinkel oder das Austauschen einer zu hellen Glühlampe Lichtverschmutzung verringern.
Auf das Thema Lichtverschmutzung und auf seine dadurch entstandene ehrenamtliche Initiative kam Manuel Philipp durch die Astronomie. Der studierte Physiker und Astronom veranstaltet seit einigen Jahren Sternenführungen und erkundigte sich im Jahr 2017, ob er eine solche Sternenführung auf der Winkelmoosalm nahe des Chiemsees anbieten dürfe. Infolge dessen entstand die Idee, das Gebiet zu einem zertifizierten Sternenpark zu erklären. Voraussetzung seitens der „International Sky Association“: Die Eindämmung der Lichtverschmutzung und der Erhalt der dunklen Nacht. „Den Antrag kann man erst einreichen, wenn zwei Drittel aller Lichtquellen nach deren Standards modifiziert sind“; erzählt Manuel Philipp.
Winkelmoosalm = Sternenpark
Er sprach mit den Almbauern und bot ihnen gleichzeitig Hilfe an, die Lichtquellen zu verändern. Manuel Philipp dokumentierte dadurch 240 Lichtquellen auf der Winkelmoosalm und rüstete 120 Lichtquellen um. So wurde die Winkelmoosalm durch Manuel Phillips Tatendrang der erste Sternenpark in den Alpen und der insgesamt vierte Sternenpark in Deutschland. Die „International Sky Association“ hatte aber noch eine weitere Vorgabe: Sternenführungen können nur abgehalten werden, wenn dabei auf das Thema Lichtverschmutzung aufmerksam gemacht wird.
Referate über Lichtverschmutzung
Da tauchte Manuel Phillip komplett in das Thema Lichtverschmutzung ein und hielt bald darauf Sternenführungen, bei denen er zu Beginn 15 Minuten über die Lichtverschmutzung referierte. Bald wurde ihm klar: „Das bringt wenig, denn wenn danach zwei Stunden über Astronomie erzählt wird, ist das Thema Lichtverschmutzung vergessen. Außerdem erreiche ich nur die Menschen, die bei den Führungen dabei sind.“
Konzeption eines Flyers
Also konzipierte er mit seiner Werbeagentur einen Flyer, in dem er auf das Thema Lichtverschmutzung und die daraus resultierenden Probleme aufmerksam macht und Tipps gibt, wie Lichtverschmutzung vermieden werden kann. Denn das ist gar nicht so kompliziert. Schon die Veränderung des Winkels des Lichtes kann etwas bewirken.„Man kann einfach schnell etwas verbessern. Viele Leute glauben, den Sternenhimmel gibt es nur in den Bergen und am Meer. Aber es gibt ihn überall, man kann ihn wegen der Lichtverschmutzung nur nicht mehr sehen.“
Seinen Flyer stellte der hauptberufliche Physiker und Inhaber einer Werbeagentur zunächst beim süddeutschen Sternwartetreffen vor. Sein Ziel: Den Flyer mit dem Titel „Nach Sonnenuntergang“ und die Botschaft dahinter positiv zu besetzen, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger und auf Augenhöhe zu kommunizieren. „Mir ist bewusst, die Dunkelheit ist bei vielen Menschen ein sensibles Thema. Da spielt allgemeine Angst oder auch Angst vor Gewalt in der Dunkelheit eine große Rolle. Doch die Reduzierung der Lichtverschmutzung bedeutet nicht automatisch die Reduzierung der Sicherheit!“
Größte Organisation gegen Lichtverschmutzung im deutschsprachigen Raum
Als Manuel Phillipp im September 2019 den Flyer fertig gestellt hatte und seine Initiative „Paten der Nacht“ startete, ging es relativ schnell. „Mehrere Dutzend Menschen meldeten sich und engagierten sich, indem sie die Botschaft weitertrugen. Innerhalb von zweieinhalb Jahren wurde Paten der Nacht so zur größten Organisation für Lichtverschmutzung im deutschsprachigen Raum.“
Erfindung der Earth-Night
Mit Vortragsreisen um das Thema wollte Manuel Phillipp durchstarten. Aber dann kam Corona, alles brach weg und der Physiker überlegte sich, wie er die Menschen trotz Pandemie erreichen konnte. Er erinnerte sich an die „Earth-Hour“ des WWF, bei dem die Menschen das Licht für eine Stunde abschalten sollten und dachte sich: „Eine Earth-Night, die als zentrales Thema die Lichtverschmutzung hat, wäre noch besser. Denn die Earth Hour hat bezüglich der Lichtverschmutzung überhaupt keine Verbesserung in all den Jahren ihrer Existent bewirkt.“
Licht aus am 23. September 2022
Am 23. September 2022 findet diese Earth-Night nun zum dritten Mal statt. Gleich zu Beginn beteiligten sich große Städte und schalteten das Licht die ganze Nach aus. Zehntausende ansonsten angestrahlte Objekte blieben dunkel. „Es ist so einfach, der Lichtverschmutzung entgegenzuwirken: Einfach Licht aus!“, sagt Manuel Phillipp, der einfach allein, aus Eigeneinitiative angefangen hat, etwas zu tun.
22 Uhr - Licht aus
Mittlerweile hat er weitere Unterstützer. „Als ich 2020 um ein Uhr nachts an einem Biomarkt vorbeigefahren bin, leuchteten dort die Werbetafeln. Ich habe einfach Kontakt aufgenommen und gefragt, ob es möglich wäre, bei diesem Markt das Licht früher auszumachen. Das Ergebnis: 350 Filialen in Deutschland und Österreich werden nun auf eine Abschaltung bis spätestens 22 Uhr umgestellt. Mit diesem Erfolg war das nächste große Projekt von Manuel Philipp geboren: „22 Uhr – Licht aus“. Zusammen mit seinem Team ruft er Firmen im deutschsprachigen Raum auf, freiwillig um spätestens 22 Uhr das gesamte Werbelicht abzuschalten. Teilnehmenden Firmen erhalten dafür von den Paten der Nacht ein Umweltschutzzertifikat. Einige weitere hundert Unternehmen haben aktuell ihr Interesse an der Teilnahme bekundet.
„Das Thema Lichtverschmutzung ist kaum im Bewusstsein der Menschen und das obwohl der Hell-/Dunkelrhythmus seit Milliarden von Jahren das Leben auf der Erde bestimmt,“ sagt Eva Gottstein. „Daher danke ich Manuel Philipp, dass er sich rein aus Eigeninitiative und ehrenamtlich diesem Thema annimmt und es mittels Medien so anschaulich zu den Menschen trägt.“
Alle Informationen, wie Lichtverschmutzung vermieden werden kann, hat Manuel Philipp auf der Homepage www.paten-der-nacht.de zusammengefasst.
11. August 2022: Ehrenamt gegen Unterdrückung im Namen der Ehre
Heranwachsende mit Migrationshintergrund befinden sich oft in einem Zwiespalt zwischen den Traditionen ihres Herkunftslandes und den Anforderungen in der deutschen Gesellschaft. Fragen zu stellen und gegen den Strom zu schwimmen, erfordert Mut. Diesen Mut fördert das Projekt HEROES aus Schweinfurt. Mit Gruppenarbeit, Rollenspielen sowie Diskussionen über Themen wie Gleichberechtigung und Menschenrechte lernen junge Männer aus sogenannten Ehrenkulturen, in ihrem Alltag und in der Gesellschaft etwas zu verändern. Nach einer einjährigen Ausbildung erhalten die jungen Männer ein HEROES-Zertifikat, das sie berechtigt, ehrenamtlich Workshops an Schulen und Jugendeinrichtungen zu halten. Einer dieser Ehrenamtlichen ist Sinan Neugebauer. Eva Gottstein stellt ihn und das Projekt HEROES im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Das Projekt wurde 2014 ins Leben gerufen und behandelt mit Gruppen aus sechs bis acht jungen Männern im Alter von 16 bis 21 Jahren die Themen Ehre, Menschenrechte, Bildung, Erziehung, Sexualität und Gewalt in Familien. Die Gruppen treffen sich einmal pro Woche für 90 bis 120 Minuten. Die jungen Männer werden mit pädagogischen Methoden motiviert, Stellung zu beziehen: gegen die Unterdrückung im Namen der Ehre sowie für die Durchsetzung der Menschenrechte und Gleichberechtigung der Geschlechter.
„Schon bei meiner ersten Schnupperstunde bei den HEROES entstand eine tolle sachliche Diskussion über das Thema Ehre“, erinnert sich Sinan Neugebauer. „Von meinem kulturellen Background war ich es nicht gewöhnt, dass darüber gesprochen wird.“
Aufmerksam auf die HEROES wurde Sinan Neugebauer 2015 während seiner Ausbildung zum Altenpflegehelfer. Ehrenamtliche von HEROES besuchten die Ethikstunde in der Berufsschule. Sinan Neugebauer war sofort fasziniert und nahm nach seiner ersten Schnupperstunde direkt an der Gruppe teil. Mittlerweile ist der heute 28-Jährige mit deutsch-türkischem Background seit sieben Jahren bei den HEROES. Er leitete selbst Gruppen, hält Workshops in Schulen und organisiert Unternehmungen und Veranstaltungen für die Gruppen. Hauptberuflich hat Sinan Neugebauer noch eine Ausbildung zum Erzieher absolviert und arbeitet mit Sechs- bis Zehnjährigen.
„Themenreflektion sowie Diskussionen auf Augenhöhe über die Themen Gleichberechtigung und Menschenrechte sind für eine Gesellschaft enorm wichtig, “ sagt Eva Gottstein. „Ich danke den jungen Männern wie Sinan Neugebauer von HEROES, die sich mit diesen Themen und Werten intensiv befassen und diese engagiert und offen diskutieren.“
04. August 2022: Zum Internationalen Tag des Bieres am 5. August. Bayerisches Bier braucht Ehrenamt
Bayerisches Bier braucht Schutz und das gewährt ihm das Ehrenamt. Die Arbeit des Bayerischen Brauerbundes, der 90 Prozent der bayerischen Brauereien in sich vereint, steht auf drei Säulen: Interessenvertretung, Dienstleistungen für die Mitglieder und die Wahrung der „geschützten, geographischen Angabe“ (G.G.A.). Die Hauptakteure – die Mitglieder des Präsidiums – sind dabei ehrenamtlich tätig. Vor Kurzem bedankte sich Eva Gottstein persönlich bei Präsident Georg Schneider und stellt sein Engagement anlässlich des Internationalen Tag des Bieres am 5. August im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Der Bayerische Brauerbund e.V. ist der Dachverband der bayerischen Brauwirtschaft und wurde 1880 gegründet. Er vertritt die gemeinsamen Interessen der Bayerischen Brauwirtschaft und hilft seinen Mitgliedern bei betriebswirtschaftlichen, umweltrechtlichen oder technischen Fragen sowie im Gebiet des Sozial-, Arbeits- und Tarifrecht. Georg Schneider leitet das sechsköpfige Präsidium seit 2016. Erst im Juni wurde er für eine weitere Legislaturperiode als Präsident gewählt.
Bei Herausforderungen gilt der Zusammenhalt
Wie er sein Engagement und den Wettbewerb verbindet, erklärt Georg Schneider auf spielerische Weise. „Meine Tochter erkläre ich es so: Wir Wettbewerber sitzen wie kleine Jungs im Sandkasten und bewerfen uns mit Sand. Kommen aber die großen Buben, halten wir zusammen.“ Die großen Buben – das sind: Internationale Herausforderungen, Energiekrise, Rohstoffkrise, Alkoholpolitik oder Probleme im Europäischen Kontext. Bei letzterem ist das herausforderndste Feld für den Bayerischen Brauerbund die Wahrung der „G.G.A.“, die so genannte „geschützte geographische Angabe“. „Nur dort, wo bayerisches Bier draufsteht, darf auch bayerisches Bier drin sein“, erklärt Georg Schneider den Begriff. Das sei wie beim Champagner, der unterliege ebenfalls der G.G.A.
Think-Tank des Verbandes
Eine weitere Aufgabe des Bayerischen Brauerbundes ist die Dienstleistung für die Mitglieder. Der Verband bietet seinen Mitgliedern bestimmte Versicherungen, rechtlichen Schutz oder Informationen zu betriebswirtschaftlichen Fragen. „Der Verband vertritt große, mittlere und kleine Brauereien. Das Präsidium ist der Think-Tank des Verbandes.“
Motivation für das Ehrenamt
Wie wird man Präsident des Bayerischen Brauerbundes? „Ich bin schon lange im Präsidium des Verbandes und außerdem braucht man große Motivation, dieses Ehrenamt auszuüben. Es ist spannend, denn das Thema Bayerisches Bier wird an vielen Ecken unterschiedlich bespielt und es gibt so viele Sichtweisen.“ Hier spricht Georg Schneider auf die dritte Säule der Verbandsarbeit an – der Interessensvertretung. Das Präsidium ist der Ansprechpartner für die Politik, wenn es um Fragen rund um das Bayerische Bier geht.
Wichtig für das Staatswesen: Das Ehrenamt
„Ehrenamt ist wichtig für das Staatswesen. In einer Gesellschaft müssen sich Menschen mit einem Ehrenamt einbringen.“, sagt Georg Schneider. „Man darf sie aber nicht zum Ehrenamt zwingen, denn dafür braucht man Motivation. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Man wird mit einem Ehrenamt durch die vielen Perspektiven, die einem aufgezeigt werden, reich belohnt.“
„Bier ist ein Genussmittel und hat in Bayern Tradition“, sagt Eva Gottstein. „Dort, wo Bayerisches Bier draufsteht, soll auch bayerisches Bier drin sein. Es gehört zu einer Demokratie, dass sich Menschen für ihre Interessen einsetzen und der Öffentlichkeit die Dinge verbildlichen. Ich danke Menschen wie Georg Schneider, die sich ehrenamtlich für ihr spezielles Thema einsetzen.“
Foto: Geschäftsstelle der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt
28. Juli 2022: Start ins Leben mit Hilfe des Ehrenamts
Fast ein halbes Jahrhundert war Christa Hamm-Lierl hauptberufliche Hebamme. Seit ihrem Ruhestand engagiert sie sich als ehrenamtliche Hebamme im Familienzentrum Unterföhring. Kürzlich bedankte sich Eva Gottstein persönlich bei Christa Hamm-Lierl und stellt ihr Engagement im „Ehrenamt der Woche“ vor.
49 Jahre lang war Christa Hamm-Lierl Hebamme mit Leidenschaft. Sie arbeitete an verschiedenen Uni-Kliniken und führte später jahrelang eine freiberufliche Praxis in Unterföhring, in der sie unter anderem häusliche Nachsorge anbot.
Kurz bevor sich die heute 70-Jährige zur Ruhe setzte, kam das Familienzentrum Unterföhring auf sie mit der Anfrage zu, ob sie sich vorstellen könne, sich dort ehrenamtlich zu engagieren.
Informationen aber keine Versorgung
Seit 2020 bietet Christa Hamm-Lierl einen Vormittag in der Woche eine ehrenamtliche Hebammensprechstunde. Dort gibt sie Schwangeren Informationen zur Geburt, zur Säuglingspflege oder gibt weiterführende Informationen, wie werdenden Müttern oder die, die es gerade geworden sind, weitergeholfen werden kann. Häusliche Nachsorge oder medizinische Versorgung darf Hamm-Lierl nicht anbieten, da sie im Ruhestand ist, keine Fortbildungen mehr besucht und nicht mehr haftpflichtversichert ist. Ein Beispiel: „Die Mutter muss das Kind selbst auf die Waage legen. Oder: Ich darf die Nabelversorgung erklären, aber ich darf sie nicht machen.“
Wenige Hebammen
Wegen des Hebammenmangels ist Christa Hamm-Lierls Ehrenamt aber eine wichtige Stütze in Unterföhring. Gerade während der Corona-Zeit war die 70-Jährige eine wichtige Ansprechpartnerin für Schwangere. Aber auch ohne Pandemie ist Christa Hamm-Lierls Ehrenamt, auf das die Schwangeren durch das Ortsblatt und Mund-zu-Mund-Propaganda Aufmerksam werden, für werdende Mütter wichtig, da es landauf landab zu wenige Hebammen gibt.
„Ich bin dankbar, dass ich meinen Beruf weiterhin teilweise ehrenamtlich ausüben kann, da er mir sehr fehlen würde“, sagt Christa Hamm-Lierl. „Der Kontakt mit den Neugeborenen ist ein erfüllendes Wunder. Man bekommt von der Hebammenarbeit unglaublich viel zurück.“
Ehrenamt hilft Hauptamt
„Ehrenamt hilft Hauptamt heißt es in diesem Fall. Die Hebamme ist eine wichtige Stütze für Mutter und Kind am Beginn des Lebens“, sagt die vierfache Mutter Eva Gottstein. „Wegen des Hebammenmangels ist diese Stütze aber immer seltener gewährleistet und deshalb danke ich Frau Hamm-Lierl, dass sie mit ihrem Wissen und ihrer Expertise in ihrem Fach unterstützt, soweit es möglich ist.“
Foto: Geschäftsstelle der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt
Siglinde Foidl-Dreißer, Landesvorsitzende im Berufsausbilder-Verband (BAV) Bayern e.V., liegt die berufliche Bildung sehr am Herzen. Neben der Begleitung ausbildender Personen setzt sie einen Schwerpunkt auf die Öffentlichkeitsarbeit. Zusätzlich bietet Siglinde Foidl-Dreißer unabhängige Beratung in verschiedenen Bereichen an und setzt sich für die Anerkennung des Berufes „Ausbilderin/Ausbilder“ in der Gesellschaft ein. Aus diesem Grund ist Siglinde Foidl-Dreißer, stellvertretend für alle engagierten Kolleginnen und Kollegen im Berufsausbilder-Verband (BAV) Bayern e.V., das „Ehrenamt der Woche“.
„Seit über 40 Jahren bin ich ehrenamtlich im Berufsausbilder-Verband (BAV) Bayern e.V. aktiv,“ berichtet Siglinde Foidl-Dreißer, „ich bin Ausbilderin aus Leidenschaft, denn es macht mir Freude, mich diesem interessanten und vielfältigen Ehrenamt zu widmen“.
Über den Berufsausbilder-Verband (BAV) Bayern e.V.
Der Berufsausbilder-Verband (BAV) Bayern e.V. versteht sich als Dachorganisation für alle Beteiligten an der Berufsbildung und als Multiplikator, der Wissen, Erfahrung, Visionen und Emotionen bedürfnisorientiert austauscht. Viele Kolleginnen und Kollegen bringen Engagement und freie Zeit in dieses Ehrenamt ein.
Was sind Werte? Wie werden sie gelebt? Zu diesen Fragen organisieren ehrenamtliche Wertebotschafterinnen und Wertebotschafter an weiterführenden Schulen in Bayern Projekte oder Thementage, um das Thema ihren Mitschülerinnen und Mitschülern zu vermitteln. Emma Pernpaintner übt dieses Ehrenamt seit diesem Schuljahr an der Johann Turmair-Realschule in Abensberg aus. Anlässlich des „Welttags für den Kompetenzerwerb für junge Menschen“ am 15. Juli ist Emma Pernpaintner das "Ehrenamt der Woche".
„Werte können nur teilweise theoretisch beigebracht, sie müssen in erster Linie praktisch vorgelebt werden“, sagt die ehemalige Realschuldirektorin Gottstein. „Ich begrüße dieses junge Engagement an Schulen sehr und bedanke mich stellvertretend bei Emma Pernpaintner für alle Schülerinnen und Schüler, die sich für dieses wichtige Ehrenamt ausbilden lassen.“
„Als mich der Verbindungslehrer gefragt hat, ob ich das machen möchte, habe ich sofort zugesagt“, erzählt die 14-jährige Emma Pernpaintner, die sich neben diesem Ehrenamt noch in der örtlichen Jugendfeuerwehr engagiert. „Ich finde es sehr wichtig, dass die Menschen höflich und respektvoll miteinander umgehen.“
Im Rahmen der Initiative „Werte machen Schule“ werden seit dem Schuljahr 2018/2019 Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klasse in allen bayerischen Regierungsbezirken zu Wertebotschafterinnen und –botschaftern ausgebildet. Zusammen mit ihren Betreuungslehrkräften und der Schülermitverwaltung stärken sie an ihren Schulen die Wertebildung mit eigenen Projekten - zum Beispiel mit Werte-AGs, Aktionen oder Projekttagen. Für dieses Ehrenamt durchlaufen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine einwöchige Ausbildung.
08. Juli 2022: Ehrenamtliche Vermisstensuche mit Hund
Vierbeinige Spürnasen finden vermisste Menschen im Oberallgäu. Die Rettungshundestaffel des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Oberallgäu rückt deshalb circa 50 Mal im Jahr aus. Vor Kurzem bedankte sich Eva Gottstein persönlich bei den ehrenamtlichen Hundeführerinnen und Hundeführer der BRK Rettungshundestaffel Oberallgäu und stellt das Engagement in dieser Woche im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Vier schlanke Beinchen springen über Stock und Stein, die schwarze Nase hoch erhoben: Mischling Stiles rennt durchs Unterholz. Konzentriert absolviert er seine Aufgabe. Er soll in einem dunklen Waldstück einen Mann aufspüren. Sein Frauchen geht mit einer Taschenlampe den Weg entlang. Im Wald kann sie bei Nacht kaum etwas erkennen. Ein paar Minuten lang ist das Glöckchen an Stiles Rotkreuz-Brustgeschirr zu hören. Dann ein lautes Bellen! Stiles hat den Vermissten aufgespürt. Schnell bekommt er zur Belohnung sein Lieblingsfutter. Heute war die Suche nur eine Übung, um in Form zu bleiben.
Oft im Einsatz
Etwa fünfzig Mal im Jahr ist es dagegen ernst: Die BRK Rettungshundestaffel Oberallgäu rückt aus, weil ein Mensch vermisst wird. Oft sind es Kinder oder Menschen, die wegen Demenz oder anderen Krankheiten orientierungslos und in Gefahr sind. Die Flächensuchhunde, wie Stiles, spüren dann in einem für sie zugeteilten Gebiet jegliche menschliche Witterung auf. So hat die Hündin Mika vor ein paar Jahren eine verwirrte und hilflose Frau in Kempten gefunden. Wahrscheinlich hat die schwarze Mischlingshündin ihr damit das Leben gerettet.
Helfer in Extremsituationen
Neben neun geprüften Flächensuchhunden gibt es in der BRK Rettungshundestaffel auch Trümmerhund Pepe, den Labrador-Eurasier-Mix. Er war zuletzt Ende April im Einsatz als in Memmingen ein tragischer Unfall passiert ist: Bei Bauarbeiten ist ein Haus teilweise eingestürzt und zwei Bauarbeiter waren verschüttet. Pepe kann in solchen Lagen helfen und anzeigen, wo die Vermissten unter den Trümmern liegen. In Memmingen ist er bis zum höchsten Punkt der Trümmer hinaufgeklettert, um alles ganz genau abzusuchen.
Feine Spürnasen
Ein weiterer Spezialist in der Rettungshundestaffel in der Gebirgsschweißhund Ben. Wie man es aus Krimis kennt, hält ihm sein Frauchen vor der Suche ein Kleidungsstück oder einen sonstigen persönlichen Gegenstand des Vermissten vor die Nase. Dann kann er die individuelle Spur dieses Menschen kilometerlang verfolgen. Selbst dann, wenn der Gesuchte schon seit mehreren Stunden und sogar Tagen vermisst ist. So gelingt es Ben, einen Hinweis für den Fund von Vermissten zu liefern. Vor gut einem Jahr haben die beiden zum Beispiel ein hilfloses 16-jähriges Mädchen aufgespürt.
Viele Stunden Training
Neben den zehn erfahrenen Rettungshunden der Staffel sind zwölf weitere Hunde gerade in Ausbildung. Zwei Mal pro Woche treffen sich alle Hundeführer mit ihren Tieren zum Training. Genau wie die Einsätze finden die Trainings auch bei Regen und Schnee statt, damit die Hunde jegliches Wetter gewohnt sind. Zusätzlich gibt es Theorieabende zu Themen wie Erste Hilfe, Funktechnik, Orientierung mit Karte und Kompass usw..
24 Stunden an 365 Tagen im Einsatz
Um zu den Einsatzorten zu fahren, hat die Rettungshundestaffel vier Rotkreuz-Autos mit der notwendigen Technik und Hundeboxen im Kofferraum. Nicht selten passiert es, dass nach einem langen Training oder Sanitätsdienst am Abend noch ein Alarm hereinkommt. Doch auch dann halten sich Mensch und Hund bereit für den Einsatz – 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr.
„Ob Flächensuchhunde oder Trümmerhunde, die Menschen in eingestürzten Gebäuden lokalisieren können: Um Hunde zu Rettungshunden auszubilden und als solche einzusetzen, braucht es Zeit, Energie und Engagement von Menschen. In diesem Fall von den Freiwilligen der BRK Rettungshundestaffel Oberallgäu “, sagt Eva Gottstein. „Vielen Dank für das Engagement, mit dem Sie mit Ihren Hunden Menschenleben retten.“
Die BRK-Rettungshundestaffel Oberallgäu ist im Internet erreichbar unter:
30. Juni 2022: Ein Ehrenamt, das Groß und Klein Spaß macht
Fanny Eichenhüller leitet ehrenamtlich die „Wölflinge“ bei den Seeadlern Bamberg, die in diesem Jahr ihr 40. Jubiläum nachfeiern. Die Gruppe besteht aus circa zehn Kindern im Alter zwischen sechs und elf Jahren. In den Gruppenstunden wird gespielt, gebastelt, gekocht oder gesungen. Dabei wird die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen durch ein Ehrenamt gefördert, das Verantwortungsbewusstsein und das soziale Miteinander stärkt. Aus diesem Grund ernennt Eva Gottstein, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt, Fanny Eichenhüller, stellvertretend für alle Engagierten im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder Landesverband Bayern e.V. zum „Ehrenamt der Woche“.
„Ich kam 2011 eher zufällig zu den Pfadfindern“, erzählt Fanny Eichenhüller, „als ich mit meinem Vater spazieren ging, sah ich eine Gruppe beim Spielen und wollte unbedingt mitmachen. Nun bin ich seit drei Jahren ehrenamtlich als Gruppenleiterin aktiv“.
Weltweite Jugendbewegung
Pfadfinden ist eine der größten Jugendbewegungen weltweit. Der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder Landesverband Bayern e.V. ist in vier Bezirke gegliedert und unterstützt in Bayern über 50 Ortsgruppen. Mitmachen dürfen alle, unabhängig von Nationalität, Religion oder sozialer Herkunft.
23. Juni 2022: Swingendes Ehrenamt für Seniorenheimbewohner
Musik ist Medizin für die Seele und gegen die Einsamkeit. Die Stiftung „Gute-Tat München & Region“ und die Freiwilligen-Zentren München der Caritas haben deshalb zu Corona-Zeiten das Projekt „Hofkonzerte“ ins Leben gerufen. Sie vermitteln ehrenamtliche Musikerinnen und Musiker zu Freiluftkonzerte in Höfen von Seniorenheimen. Entweder treten Ensembles auf oder einzelne Musiker werden miteinander vernetzt, die für die Bewohnerinnen und Bewohner musizieren. Deswegen wird im „Ehrenamt der Woche“ die Band „The Almost Club“ vorgestellt, die im Zuge der Hofkonzerte schon mehrmals für Seniorinnen und Senioren auftraten und dieses Engagement in Zukunft weiterhin aufrecht erhalten werden.
„Hofkonzerte – Musik gegen die Einsamkeit“ ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Gute-Tat München & Region und den Freiwilligen-Zentren München der Caritas. Musikerinnen und Musiker spielen und singen ehrenamtlich, um Menschen ein Gefühl der Solidarität und Verbundenheit in der Gesellschaft zu geben. Deutlich werde hier, so die Organisatoren, dass ein Bedarf an freiwilligem künstlerischem Engagement auch nach Corona besteht, um – nicht nur - alten Menschen eine Brücke in die Gesellschaft zu bauen. Das Projekt „Hofkonzerte“ wird bis Ende 2022 fortgesetzt.
Menschen mit Musik glücklich machen
„Man macht die Menschen mit der Musik glücklich, das spürt man. Sie blühen auf und genießen das“, erzählt Florian Herold. Der Schlagzeuger schaltete 2019 Anzeigen auf mehreren Online-Portalen, in der er Mitmusikerinnen und Mitmusiker für ein neues Bandprojekt suchte. Es meldeten sich Andreas Braunwarth mit der Posaune, Thomas Michahelles am Klavier, Thomas Gätjens am E-Bass sowie Sängerin Vanessa Tischer und die Band begann zu proben. Kurz darauf schlitterte Deutschland in den Lockdown und auch die neugegründete Band musste ihre musikalische Tätigkeit zunächst einstellen. Sobald es allerdings ging, trafen sich die fünf Musizierenden wieder und wurden bald auf das Projekt „Hofkonzerte“ aufmerksam. Thomas Michahelles meldete sich auf der Homepage des Projekts und schnell entstand der erste Auftritt, worauf viele weitere folgten.
Im Repertoire haben „The Almost Club“ Swing-, Latin- und Jazzklassiker wie zum Beispiel „Fly me to the Moon“. „Wir sind aber nicht festgelegt und wenn jemand aus der Band etwas mitbringt, was er oder sie gerne spielen möchte, erweitern wir unser Repertoire“, erzählt Florian Herold. So können Zuhörer zum Beispiel auch Songs aus der „Dreigroschenoper“ von Kurt Weill lauschen.
Bestens organisiert
Spielen könnten „The Almost Club“ zwei Stunden. Die Hofkonzerte sind meist nach der Kaffeestunde im Seniorenheim 45 bis 60 Minuten lang. Langsam gehen auch andere Konzerte für „The Almost Club“ beispielsweise in Biergärten wieder los. „Wir spielen viel draußen“, informiert Herold. „Und wir proben einmal pro Woche.“ Für die Hofkonzerte gibt die Band der Stiftung „Gute-Tat München & Region“ und dem Freiwilligen Zentrum Süd ihre Termine bekannt, wann sie Zeit haben und die Organisatoren schauen, was möglich ist. „Die Hofkonzerte sind wirklich gut organisiert“, lobt Herold das Organisations-Team.
„Künstlerisches Engagement ist für die Gesellschaft wichtig. Denn Kunst ist nicht die Sahnehaube, sondern die Hefe der Gesellschaft, wie es in einem Sprichwort heißt“, sagt Eva Gottstein, in deren Familie Musik ein wichtiger Bestandteil ist. „Danke, dass die Musikerinnen und Musiker sich bereit erklären, bei so einem Projekt mitzuwirken, aber auch ein großes Dankeschön an die Organisation und die Idee zum Projekt.“
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17. Juni 2022: König Watzmann und seine Herausforderungen für das Ehrenamt
Immer mehr Unfälle in den Bergen und zunehmende Einsatzzahlen: die Herausforderungen an die Bergwachten Bayerns steigen. Deswegen wird am Anfang des Sommers den Ehrenamtlichen der Bergwachten besonders gedankt und stellvertretend für die Bergwachten Bayerns die Bereitschaft der Bergwacht Ramsau im „Ehrenamt der Woche“ vorgestellt.
„Wer den Jahresbericht der Bergwacht Ramsau liest, fühlt sich teilweise in einen Thriller versetzt“, sagt Eva Gottstein. „Die Bergretterinnen und Bergretter der Bergwacht Ramsau leisten mit zeit- und personalintensiven Einsätzen zum großen Teil abenteuerliche und gefährliche Rettungen rund um den Watzmann. Danke für Ihr lebensrettendes Engagement. Ohne Sie wären die Alpen weitaus weniger sicher.“
Die Bergwacht Ramsau ist ein Team mit über 50 aktiven Bergwachtfrauen und Bergwachtmännern, die sich ehrenamtlich in der Bergrettung engagieren. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich unter anderem über das Gebiet des Nationalparks Berchtesgaden. Unter den Ehrenamtlichen befinden sich Spezialisten aller Art wie Bergführer, Notärzte, Rettungssanitäter oder Einsatzleiter mit Spezialisierungen für Umwelteinsätze und Großschadensereignisse. Außerdem verfügt die Bergwacht Ramsau über ausgebildete Luft-, Canyon- oder Höhlenretter und ein Kriseninterventionsteam. Im Durchschnitt werden die Engagierten mehr als 110-mal pro Jahr zum Einsatz gerufen, darunter zu Bergrettungseinsätzen, die bis zu 19 Stunden dauern und knapp 40 Einsatzkräfte in Anspruch nehmen können.
Von links: Lukas Wurm (Ausbildungsleiter), Eva Gottstein, Christian Datzmann (stellvertretender Bereitschaftsleiter).
09.Juni 2022: Schutz für die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können
Margarete Kistler, Ehrenamtliche beim Fledermausnotruf der Kreisgruppe München im Landesbund für Vogelschutz, ist Ansprechpartnerin zu den verschiedensten Fragen zu den nachtaktiven Säugern. In ihrer Auffangstation gibt sie verletzten Tieren und Jungtieren ein Zuhause, bis diese wieder in die Freiheit entlassen werden können. Zusätzlich versucht Margarete Kistler durch Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit bei den Mitbürgern die Akzeptanz für die Tiere zu steigern. Aus diesem Grund wählt Eva Gottstein, die Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Margarete Kistler stellvertretend für alle Engagierten im Fledermausschutz zum „Ehrenamt der Woche“.
Die meisten Fledermausarten in Bayern sind gefährdet, einige sogar vom Aussterben bedroht. Gründe dafür sind u.a. die Reduzierung ihres Lebensraumes durch den Menschen, der Rückgang der landschaftlichen Vielfalt und die damit verbundene Nahrungsknappheit. Insgesamt leben in Bayern ca. 24 verschiedene Populationen.
Langjähriges Ehrenamt
„Seit 1996 bin ich ehrenamtlich beim Fledermausnotruf der Kreisgruppe München im Landesbund für Vogelschutz aktiv,“ berichtet Margarete Kistler, „die Aufgaben sind sehr vielfältig und es macht mir Freude, mich für die schutzbedürftigen Fledermäuse einzusetzen“.
Offizielle Führungen im Englischen Garten
Jedes Jahr werden für Fledermausinteressierte auch offizielle Führungen im Englischen Garten angeboten.
Interessantes über die Auffangstation:
Im Jahr 2021 benötigten 254 Fledermäuse Hilfe und kamen in die Auffangstation, sie verspeisten dort u.a. 12 kg Mehlwürmer.
Ein Herd, Spielzeugwaffen oder Schlauchboote – die Fundsachenliste der Müllsammelgruppe „Aktives Harlaching“ ist lang. Am Beispiel der Münchner Initiative zeigt sich, wie wichtig und unkompliziert freiwilliges Engagement im Bereich Umweltschutz ist. Deshalb stellt Eva Gottstein, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt, anlässlich des Tages der Umwelt die Gruppe „Aktives Harlaching“ rund um Organisatorin Katharina Edrich im „Ehrenamt der Woche“ vor
„Freiwilliges Engagement kann so einfach sein“, sagt Eva Gottstein. „Die Müllsammelzange in die Hand nehmen, sich mit netten Menschen treffen und unsere Umwelt von Unrat und Schmutz befreien. Die Gruppe ‚Aktives Harlaching‘ macht es vor. Vielen Dank an das Organisationsteam der Gruppe für ihre Vorbildfunktion!“
„Die Begeisterung kommt mit dem ersten gemeinsamen Ramadama“, sagt Katharina Edrich. „Es ist jedes Mal ein Abenteuer, denn man weiß nie, wo, wann und was man findet. Aber wir geben der Natur eine Stimme, denn es ist Zeit zu handeln.“
Gegründet wurde „Aktives Harlaching“ im Jahr 2016. Zwei Mal pro Monat machen sich bis zu 37 Müllsammlerinnen und Müllsammler auf den Weg zu den „Cleanups“ oder auf bayerisch „Ramadama“. Das Kernteam kümmert sich um die beschrifteten Müllsäcke, die Eimer, Holzkisten und Leihzangen. Am Ende bringen die Freiwilligen das gefundene pfandlose Glas zu einem Wertstoffcontainer und die Pfandflaschen werden zur Finanzierung der benötigten Materialien eingelöst. Jedes Cleanup wird von der Gruppe an die Stadt München gemeldet, damit die vollen Müllsäcke und die sperrigen Fundstücke abgeholt werden.
Unrecht darf nie vergessen werden und Erinnerung braucht einen greifbaren Ort. Die DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München ist ein zentraler Erinnerungsort zur Geschichte des studentischen Widerstands der Weißen Rose und wird von der Weiße Rose Stiftung e.V. betreut. Auch in die Weiße Rose Stiftung e.V. integrierte Ehrenamtliche kümmern sich um die DenkStätte. Eine von ihnen ist Barbara Keim. Sie und ihr mittlerweile 18-jähriges Engagement werden im „Ehrenamt der Woche“ vorgestellt.
Barbara Keim interessierte sich schon immer für den Widerstand der Weißen Rose gegen das NS-Regime. 2004 besuchte sie eine Weiße-Rose-Gedächtnis-Vorlesung des ehemaligen Rektors der Ludwig-Maximilians-Universität, Professor Andreas Heldrich. „Er sprach so wunderbar, dass ich im Anschluss in die Denkstätte ging und die diensthabenden Ehrenamtlichen fragte, ob sie jemanden zur Mitarbeit brauchen“, erinnert sich Barbara Keim. „Seit 18 Jahren führe ich mein Ehrenamt sehr gerne aus.“
Barbara Keim ist in einem Ehrenamtsteam, das aus Studierende, Rentnerinnen und Rentnern besteht und die sich die Dienste der an sechs Tagen die Woche geöffneten DenkStätte teilen.
In pandemiefreien Zeiten besuchen etwa 50.000 Menschen pro Jahr den Erinnerungsort. Jeden Dienstagvormittag hat Barbara Keim Dienst. Sie sperrt die Denkstätte auf, verkauft Bücher und Broschüren, checkt den Lagerbestand, macht Abrechnungen und prüft seit Corona den Impfstatus der Besucher. „Aber am allerliebsten helfe ich bei der Besucherbetreuung. Wenn die Menschen Fragen haben, denn sie sind von der Geschichte ergriffen und der Redebedarf ist groß.“ Damit entlastet Barbara Keim die hauptamtlichen Besucherführenden.
Mit ihren Fremdsprachenkenntnissen (Englisch, etwas Französisch und etwas Italienisch) und ihrem empathischen Wesen kann die 71-Jährige gut mit den Besuchern aus aller Welt kommunizieren. Auch Schulklassen liegen ihr sehr am Herzen, denn sie möchte den jungen Menschen die Geschichte näherbringen.
„Die Erinnerung an die Weiße Rose ist so wichtig“, sagt Barbara Keim. „Mit diesem Ehrenamt möchte ich deutlich machen, dass wir es schätzen müssen, in einem Land zu leben, in dem Meinungs- und Redefreiheit herrscht.“
Foto: Geschäftsstelle der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt
19. Mai 2022: In der Pandemie entstanden, um zu bleiben
Hilfsbereitschaft, Herzlichkeit und Solidarität – das sind die Motive, warum eine Gruppe junger Leute zu Beginn der Pandemie die Nachbarschaftshilfe Gochsheim gründete. Mittlerweile engagieren sich über 60 Personen weiterhin für die Mitmenschen in ihrem Dorf im Landkreis Schweinfurt. Anlässlich des Tags der Nachbarn am 20. Mai wird das Engagement der Nachbarschaftshilfe Gochsheim im „Ehrenamt der Woche“ vorgestellt.
„Die Pandemie erwies sich als Nachbarschaftshilfemotor“, stellt Eva Gottstein fest. „Die junge Generation hat gezeigt, dass sie für die Werte Solidarität und Gemeinschaftssinn einsteht. Ich bin froh zu sehen, dass viele in der Pandemie gegründeten Nachbarschaftshilfen keine Eintagsfliegen waren, sondern sich etabliert haben. Auch die Nachbarschaftshilfe Gochsheim ist eine nicht mehr wegzudenkende Institution. Vielen Dank an Tobias Spitzner und sein Team!“
„Die Nachbarschaftshilfe Gochsheim macht Dorfbewohner miteinander bekannt, die sonst nicht zusammengefunden hätten und das ist etwas Wunderbares“, sagt Tobias Spitzner, Gründer der Nachbarschaftshilfe Gochsheim. „Ein kleines Lächeln sagt oft mehr als tausend Worte und anderen Menschen eine Freude zu bereiten, kann auch dazu führen, dass man selbst glücklicher wird - was bei unseren Mitgliedern der Fall ist.“
Der Startschuss für die Nachbarschaftshilfe Gochsheim fiel im März 2020 mit Einkäufen für Risikogruppen während des Lockdowns. Die Corona-Hilfe dehnte sich bis zu einem Shuttleservice in die umliegenden Impfzentren und der Unterstützung beim Betrieb eines Schnelltestzentrums aus. Mittlerweile geht es nicht nur mehr um Corona-Hilfe, sondern auch um Tätigkeiten, die beispielweise ältere Menschen nicht mehr alleine stemmen können, wie etwa Gartenarbeiten oder Schneeräumen. In Zukunft möchte die Nachbarschaftshilfe Gochsheim ihr Netzwerk zu anderen Vereinen ausbauen und weitere Projekte auf die Beine stellen.
12. Mai 2022: Zum Tag der Pflege: Ehrenamt in der Pflege
Eine zweite Familie, das sind die Bewohner und die hauptamtlich Mitarbeitenden des Pflege- und Seniorenheims St. Josef in München für Karin Poschner. Unter anderem deshalb engagiert sich die Münchnerin freiwillig fünf Tage die Woche in diesem Haus. Zum Tag der Pflege stellt Eva Gottstein, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt, Karin Poschner im „Ehrenamt der Woche“ vor.
„Etwa 40 Stunden die Woche engagiert sich Karin Poschner ehrenamtlich im Seniorenheim“, sagt Eva Gottstein. „Sie ist eine wichtige Stütze für die Bewohner und eine starke helfende Hand. Karin Poschners freiwilliges Engagement ist aus der Pflege nicht mehr wegzudenken und sie beeindruckt mich sehr. Vielen Dank Frau Poschner für ihren enormen Einsatz.“
„Das Haus St. Josef ist meine zweite Heimat,“ sagt Karin Poschner. „Mir macht mein Engagement viel Freude, ich bin sehr gern unter Menschen und bekomme so viel Dank zurück. Mein Vater hat acht Jahre hier gelebt und das Haus hatte sich wunderbar um ihn gekümmert. Durch mein Ehrenamt möchte ich etwas zurückgeben.“
Seit 15 Jahren hilft Karin Poschner werktags sechs bis acht Stunden im Seniorenstift. Spazierengehen, Einkäufe, Spiele spielen oder den Bewohnern beim Arztbesuch helfen – ihre Tätigkeiten im Pflegeheim sind vielfältig. Karin Poschner selbst ist 78 Jahre alt und denkt noch lange nicht an den ehrenamtlichen Ruhestand.
Als Jugendleiter fing es 1989 an und bei der Krisenstableitung des Kreisverbandes Forchheim während der Corona-Pandemie ist noch lange nicht Schluss: Das Engagement von Raimund Schulik (Mitte) im Kreisverband Forchheim des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Eva Gottstein war zu Gast in Forchheim und zollte Raimund Schulik persönlich ihren Respekt. Anlässlich des Weltrotkreuztags am 8. Mai wird Raimund Schuliks Engagement im „Ehrenamt der Woche“ vorgestellt.
Raimund Schulik ist bereits seit Dezember 1989 aktives Mitglied in der Ortsgruppe Ebermannstadt. Angefangen von Jugendleiter, Technischer Leiter, Vorsitzender, jeweils auf Ortsgruppen- und Kreisverbandsebene. Seit 2013 ist er Vorsitzender in der Ortsgruppe Ebermannstadt. Bis März 2021 war er aktiv auf Kreiswasserwachtebene tätig.
Förderung der Jugend
Besonders am Herzen liegt ihm die Förderung der Jugend innerhalb der Wasserwacht. Er unterstützt die Jugendarbeit der Ortsgruppe Ebermannstadt tatkräftig. Die gute Zusammenarbeit zwischen Raimund Schulik und der Jugendleitung der Ortsgruppe fördert die Jugendarbeit maßgeblich. Seit 1997 ist er Ausbilder Rettungsschwimmen und unterstützt jedes Jahr die Ausbildung des Deutschen Rettungsschwimmabzeichens auf Ortsgruppenebene.
Katastrophenschutzbeauftragter des KV Forchheim
Zusätzlich ist Raimund Schulik Zugführer, Helfer im Einsatzstab, SEG-Einsatzleiter Wasserrettung, Verbandsführer und Katastrophenschutzbeauftragter des Kreisverbandes Forchheim. Besonders hervorzuheben ist sein außergewöhnliches Engagement während der Corona-Pandemie.
Einsatz während der Pandemie
Sehr wichtig ist ihm die Vernetzung der Gemeinschaften und der Zusammenhalt der einzelnen Bereiche und Gliederungen im BRK. Unermüdlich setzt er sich für „seine Ortsgruppe“ ein. Seit Beginn des Krisenstabes im KV Forchheim, aufgrund der Covid-19 Pandemie, ist er der Leiter des Stabes für den Kreisverband. Er setzte sich hierbei für die Modernisierung des Krisenstabs und des Katastrophenschutzlagers ein. Selbst der Umbau des Lagers lag ihm so sehr am Herzen, dass er häufig selbst Hand anlegte. Er war mitverantwortlich für den Aufbau von Corona-Teststrecken, des Impfzentrums in Forchheim, viele der Testzentren im Landkreis.
„Raimund Schulik setzt sich unentwegt für seinen Kreisverband ein. Mit seinem Enthusiasmus steckt er die anderen Mitglieder an und aktiviert sie zur Mitarbeit“, sagt Eva Gottstein. „Besonders hervorzuheben ist sein außergewöhnliches Engagement während der Corona-Pandemie. Vielen Dank, Raimund Schulik, für den unermüdlichen Einsatz.“
„Raimund Schulik ist jemand, der seine Aufgaben sehr ernst nimmt und sich aktiv für die jeweiligen Belange einsetzt“, würdigt ihn Michael Fees (rechts im Bild), Vorsitzender des BRK KV Forchheim. „Offiziell ist Raimund im Ruhestand, aber nichtsdestotrotz tritt er ehrenamtlich kein bisschen kürzer.“
28. April 2022: Beschwingte Klänge am Muttertag durch Ehrenamt
Am diesjährigen Muttertag liegt endlich wieder Musik in der Luft: Nach zwei Jahren Pandemieabstinenz dürfen Musikvereine fast ohne Einschränkungen wieder proben und auftreten. Die Stadtkapelle Memmingen hat dabei seit Jahren einen besonderen Programmpunkt in seinen Konzertreigen: Das Muttertagskonzert. Eva Gottstein bedankte sich bei einer Probe persönlich bei den Musikerinnen und Musikern sowie bei der Vereinsführung für das Engagement und stellt das ehrenamtliche Orchester kurz vor Muttertag im „Ehrenamt der Woche“ vor.
„Musik vermittelt Lebensfreude“, sagt Eva Gottstein, selbst vierfache Mutter. „Dass sich Menschen viel Zeit und Energie für Proben und Einzelüben nehmen, sich Instrumente kaufen und diese warten, um anderen Menschen eine gute Zeit zu bescheren, und zusätzliche noch weitere Aufgaben im Verein, wie zum Beispiel Vorstand oder Noten- und Trachtenwart übernehmen, ist bemerkenswert. Für dieses große Engagement bedanke ich mich sehr.“
„Wir sind froh, nach dieser langen Pandemiephase wieder proben und zusammen musizieren zu dürfen“, sagt Vorstand Harald Betzler. „Ich bin mir sicher, dass sich die Zuhörerinnen und Zuhörer auf dieses Live-Konzert freuen werden, und wir schätzen jeden, der dem Muttertagskonzert lauscht – ob Mutter oder Vater.“
Die Geschichte der Stadtkapelle Memmingen reicht bis in das Jahr 1410 zurück. Der Verein – einer von über 2.500 im Bayerischen Blasmusikverband - besteht aus circa 65 Musikerinnen und Musikern. Neben dem seit vielen Jahren stattfindenden Muttertagskonzert bestreitet das Orchester jährlich weitere Konzerte, musikalische Wettbewerbe sowie die Untermalung des Memminger Fischertages und des ältesten Kinderfests Deutschlands.
21. April 2022: Der Geschichte Bayerns ehrenamtlich verbunden
Gebäude erzählen Geschichte. Birgit Angerer aus Regensburg setzt sich ehrenamtlich dafür ein, dass sie nicht dem Verfall preisgegeben werden. Neben ihrem Ehrenamt als Kreisheimatpflegerin im Landkreis Schwandorf engagiert sich Birgit Angerer in zahlreichen weiteren Ehrenämtern im Bereich Denkmalpflege. Heute wird ihr Engagement im „Ehrenamt der Woche“ vorgestellt.
„Ich habe immer gerne gearbeitet und wollte in meinem Ruhestand nicht nichts machen“, sagt Birgit Angerer, die vor ihrer Rente das Oberpfälzer Freilandmuseum leitete. „Ich möchte mich weiterhin mit Menschen austauschen, die die gleichen Interessen und Erfahrungen haben und die die Gebäude und somit die Geschichte Bayerns erhalten wollen.“
Birgit Angerer bekleidet zahlreiche Ehrenämter. So ist die promovierte Kunsthistorikerin, die zudem Volkskunde und klassische Archäologie studiert hat, Kreisheimatpflegerin des Landkreis Schwandorf, Landesbeauftragte Bayern für die Interessensgemeinschaft Bauernhaus, regionale Ansprechpartnerin für das Kulturerbe Bayern, Sprecherin für das Denkmalnetz Bayern sowie engagiert im Förderkreis Museen Regensburg und bei den Altstadtfreunden Regensburg.
Zum Ehrenamt motiviert wurde sie nicht nur wegen ihres Ausscheidens aus dem Hauptberuf, sondern auch wegen ihrer dortigen Erfahrungen. Als sie das Oberpfälzer Heimatmuseum geleitet hatte, kamen viele Leute mit der Frage auf sie zu, ob sie nicht bestimmte Gebäude für das Museum haben wolle. „Aber man kann nicht alle Gebäude ins Museum aufnehmen. Deshalb will ich lieber helfen, die Gebäude in ihrer Umgebung zu erhalten.“
Viel Energie steckt Birgit Angerer deshalb in ihre Tätigkeit als eine von drei Sprecherinnen und Sprechern für das Denkmalnetz Bayern, das örtlich beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege untergebracht ist und von dem sie Unterstützung bekommt. Dort vernetzen sich Menschen, die Initiativen zum Denkmalschutz anstoßen.
Das "Denkmalnetz Bayern" ist eine Arbeitsgemeinschaft der bürgerschaftlichen Gruppen und Personen, die sich in Bayern denkmalpflegerischen Aufgaben verschrieben haben. Unter dem Motto "Gemeinsam für das gebaute Kulturerbe" bündelt das Netzwerk die Fachkenntnisse und Energien der Akteure. Birgit Angerer organisiert regelmäßige Treffen und Tagungen oder berät Menschen, die auf den Verein zukommen und auf Häuser im schlechten Zustand aufmerksam machen
Auch im Verein Kulturerbe Bayern e.V. ist Birgit Angerer die regionale Ansprechpartnerin Oberpfalz. Der Verein kauft Gebäude und erhält sie für die Zukunft. „Wenn man einmal in diesem Bereich angefangen hat, kommen schnell viele weitere Aufgaben dazu“, erzählt Birgit Angerer. Deshalb ist sie auch die bayerische Sprecherin für die deutschlandweite Interessensgemeinschaft Bauernhaus. Hier tauschen sich Menschen über Probleme und Erfolge aus, die ein altes Haus kaufen oder sanieren.
Birgit Angerer selbst wohnt auch in einem denkmalgeschützten Haus in Regensburg. In der Stadt engagiert sie sich ebenso – im Förderkreis Museen Regensburg und bei den Altstadtfreunden Regensburg. Gerade gibt sie einen Museums- und Stadtführer für Kinder in Regensburg heraus, außerdem arbeitet sie an einem Kinderbuch zu einem denkmalgeschützten Haus. „Ich mache gerne kreative Sachen und Vermittlung macht mir Freude.“ Gerade die Frage, warum man alte Gebäude erhalten müsse, spiele in der Vermittlung eine große Rolle. „Das Bayerische Denkmalschutzgesetz ist ein großartiges Gesetz, leider mangelt es an der Durchführung,“ bedauert sie. „Mit diesem Gesetz werden die Geschichte der Gebäude und somit die Geschichte der einfachen Leute erhalten.“
Als Kreisheimatpflegerin des Landkreises Schwandorf hat sie sich ebenso der Denkmalpflege verschrieben. Wenn gebaut und saniert wird, wird Birgit Angerers Stellungnahme berücksichtigt, darüber hinaus gibt sie Kurse an der Volkshochschule in der Tagungsreihe „Heimat“ und hält Veranstaltungen zum Thema Denkmalschutz.
Die gebürtige Hamburgerin sagt: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Heimatpfleger von auswärts kommen. Sie wollen Heimat finden und beschäftigen sich mit der Geschichte.“
Birgit Angerer steckt viel Zeit in ihr Ehrenamt. „Ein Teilzeitjob ist es mindestens, aber das macht mir viel Spaß. Und jetzt kann ich schlecht trennen: Ist es Ehrenamt oder reines Vergnügen. Es fließt sehr gut ineinander. Das ist oft so, wenn man ein Ehrenamt in der Kultur hat.“
Das Schmücken von Brunnen in der Osterzeit hat in der Fränkischen Schweiz eine lange Tradition. Inzwischen hat sich in weiten Teilen von Süd-, Mittel- und Ostdeutschland dieser österliche Brauch verbreitet. In Ebermannstadt kann man die ursprüngliche Form des Osterschmucks der Fränkischen Schweiz bewundern: mit Penserla (farbige Bänder) geschmückte Birkenbäumchen.
Wilhelm Kraupner koordiniert heuer die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen. Die Schmückenden in Ebermannstadt möchten den österlichen Brauch erhalten und intensivieren jedes Jahr viel Zeit in die Organisation und Gestaltung der Osterbrunnen. Der komplette Osterschmuck wurde von den Freiwilligen in liebevoller Handarbeit gemacht. Deshalb ist Wilhelm Kraupner am heutigen Gründonnerstag das „Ehrenamt der Woche“.
Wilhelm Kraupner erzählt: „Ich habe mich schon immer sehr gerne ehrenamtlich beschäftigt, früher habe ich Wanderwege gepflegt und gereinigt und nun bin ich seit über 20 Jahren im Fränkische-Schweiz-Verein Ortsgruppe Ebermannstadt e.V. aktiv.“
Viele fleißige Helfer
Insgesamt werden im Stadtgebiet Ebermannstadt rund 19 Osterbrunnen in ehrenamtlicher Arbeit von Vereinen, Kinderfeuerwehren, Frauentreffs, Ortsgemeinschaften, Gartenbauverein, Anwohnern oder dem Büro für Jugendarbeit geschmückt.
Der Ursprung der Osterbrunnen
Die Fränkische Schweiz ist die Ursprungsregion der Osterbrunnen. Das Brauchtum wird heute noch gelebt und entsprang vor allem aus der Wasserknappheit. Seit über 100 Jahren schmücken die Einheimischen aus Ebermannstadt zur Osterzeit die zahlreichen Brunnen.
Geschmückte Osterbrunnen
Bei einem Spaziergang oder einer Radtour durch die Innenstadt von Ebermannstadt können die farbenprächtig dekorierten Brunnen besichtigt werden. Besucher der Osterbrunnen sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.
07. April 2022: Erinnerungen mittels Ehrenamt und Musik
„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ oder „Wahre Freundschaft“ sind zwei von vielen Volksliedern, die Stadträtin und Seniorenbeauftragte der Stadt Freystadt Beate Huber-Beck alle zwei Wochen mit Bewohnern des Seniorenheims Freystadt mittels Gesang, Gitarre, Bodypercussion und Schlaginstrumenten musiziert. Um sich auf dieses Ehrenamt vorzubereiten, hat Beate Huber-Beck eine Ausbildung zur „Lebenslang-Musik-Begleiterin“ absolviert. Anlässlich des „Tag der älteren Generation“ wird sie im „Ehrenamt der Woche“ vorgestellt.
Wenn die Pandemie einen Vorteil hatte, dann den der Digitalisierung. So wurde Beate Huber-Beck über den Nordbayerischen Musikbund auf die Ausbildung zum „Lebenslang-Musik-Begleiter“ aufmerksam. Anette Zanker-Belz von „Lebenslang lebendig Mensch“ ist die Initiatorin von „Lebenslang Musik“ mit Sitz in Baden-Württemberg. Das Ziel von Lebenslang-Musik-Begleiterinnen und Begleiter ist, eine demenz- und altersfreundliche Gesellschaft zu fördern und durch musikalische Erlebnisse Lebensfreude zu schenken.
Stadträtin und Seniorenbeauftragte
„Ich wäre da nicht an mehreren Wochenenden hingefahren“, sagt Beate Huber-Beck. Aber, so dachte sich die seit 2020 amtierende Stadträtin und Seniorenbeauftragte, dass sich der Kurs lohnen könne, um etwas für die Senioren der Stadt und die Bewohner des Seniorenheims zu tun.
2020 absolvierte die Seniorenbeauftragte, die früher Saxophon in der Stadtkapelle spielte, in ihrem Arbeitszimmer die Seminare und lernte online Inhalte wie „Musizieren in der Gruppe“, „Spielen am Pflegebett“ oder „Bewegungsmusik“. Hausaufgaben waren unter anderem musikalische Hausbesuche. Das kostete Beate Huber-Beck zunächst Überwindung, aber sie fasste sich ein Herz. „Ich rief eine ältere Dame an. Die freute sich sehr und seitdem gehe ich zu ihr auch regelmäßig und singe mit ihr.“ Außerdem spielt sie seitdem auch regelmäßig Videos ein, in denen sie musiziert und verschickt sie per WhatsApp.
Ehrenamtliche werden sehr geschätzt
Im Sommer 2021 trat die 47-Jährige ihren ehrenamtlichen Dienst im Seniorenheim Freystadt an und besucht die Einrichtung seitdem alle zwei Wochen. „Wir Ehrenamtlichen sind dort sehr gern gesehen und werden dort sehr wertgeschätzt“, erzählt Beate Huber-Beck. Knapp 80 Bewohner habe die Einrichtung und knapp 40 Ehrenamtliche engagieren sich dort in allen Bereichen – angefangen von der Essensausgabe bis hin zu Spaziergängen. „Dadurch können wir die Hauptamtlichen sehr entlasten. Überhaupt herrscht in der Einrichtung eine sehr gute Atmosphäre.“
Musik wird anders als Sprache verarbeitet
In der Ausbildung bekam die Ehrenamtliche vermittelt, dass Musik anders als Sprache im Gehirn verarbeitet werde und daher viele schwer an Demenz erkrankte Menschen zwar kaum sprechen, jedoch Melodien erkennen können. „Man sagte uns auch, dass wir nicht zu schnell Rückmeldung erwarten dürfen, man spiele nicht für den Applaus, aber die positiven Emotionen bei den Menschen halten nachhaltig an.“
Wenn Beate Huber - Beck in die Einrichtung kommt, ihre Gitarre auspackt und zu singen beginnt, kann man die Freude in den Gesichtern der Bewohner sehen. Mitsingen, mitklatschen und mitschunkeln bringt viel Spaß in die Gruppe. Selbst hochdemente Bewohner singen problemlos mehrere Strophen auswendig mit. Man spürt richtig, dass das musikalische Gedächtnis nicht so sehr von der Demenz betroffen ist. Die Melodien rufen bei den Menschen viele Erinnerungen und Gefühle hervor.
Tiefer und langsamer singen
In der Ausbildung bekam Beate Huber-Beck weitere nützliche Tipps im Umgang mit den Senioren. „Wir singen tiefer als normal, denn viele Senioren können nicht mehr so hoch singen. Außerdem nehmen wir die Geschwindigkeit aus den Stücken raus und singen langsamer.“
Beate Huber-Beck reißt die Bewohner des Seniorenheims alle zwei Wochen mit. Nicht selten kommt es vor, dass einer seine Mundharmonika aus dem Zimmer holt und ihr die Bewohner sagen, welche große Freude sie ihnen vermittelt. Die Freude liegt dabei auf beiden Seiten. „Man bekommt so viel zurück und ich gehe aus der Einrichtung immer fröhlicher raus als ich reingegangen bin,“ sagt Beate Huber-Beck. „Hätte man ein Ehrenamt für mich erfinden müssen, wäre es genau das gewesen.
31. März 2022 Vollzeitengagement für Bildung und Integration
Tanz, Musik, Kunst und Einzelförderungen – die Nachmittagsangebote im Hort und in der offenen Ganztagesbetreuung an der Montessorischule „Campus di Monaco“ in München sind vielfältig. Andrea Oestreicher leitet und organisiert in Vollzeit diese Nachmittagsbetreuung sowie die interkulturelle Elternarbeit und die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit Fluchterfahrung – und das ehrenamtlich. Eva Gottstein, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt, bedankte sich persönlich bei Andrea Oestreicher und stellt ihr Engagement im „Ehrenamt der Woche“ vor.
In der Münchner Montessorischule „Campus die Monaco“ lernen Kinder mit und ohne Fluchterfahrung zusammen. Viele der rund 120 Schüler der Klassen fünf bis zehn leben in Gemeinschaftsunterkünften. Noch ist die Schule auf zwei Stockwerken in einem Gebäude in der Münchner Schwanthalerstraße untergebracht, aber im September wird das neue Gebäude in Neuperlach eröffnet werden, in dem zukünftig auch die Grundschule des Campus di Monaco untergebracht sein wird. Neben Lehrkräften und Sozialarbeitenden arbeiten Ehrenamtliche mit den Schülerinnen und Schüler und Engagement steht bei den Jugendlichen auf dem Stundenplan.
Eine besondere Schule mit viel Ehrenamt
Das Besondere am „Campus die Monaco“: Die Schule, die sich neben öffentlichen Geldern notwendigerweise auch durch Spenden und Sponsoren finanzieren muss, bietet für Kinder bis 14 Jahren einen Hort mit verschiedenen künstlerischen Angeboten und für die Jugendlichen über 14 Jahren einen offenen Ganztag mit zusätzlichen prüfungsbezogenen Einzelförderungen. Koordiniert und organisiert wird das alles im Ehrenamt von Andrea Oestreicher.
„Mir ist es wichtig, dass sich alle an der Schule wohlfühlen“, sagt die pensionierte Lehrerin Andrea Oestreicher. „Für mich ist dieses Ehrenamt eine Herzensangelegenheit und die Arbeit mit den Jugendlichen und was man dadurch erreichen kann, ein großes Geschenk für mich.“
Engagement im Bildungsbereich
Nach ihrer Pensionierung wollte sich die heute 70-Jährige unbedingt weiter im Bildungsbereich engagieren. „Aber ich wollte nicht mehr unterrichten, obwohl mir das immer sehr viel Freude bereitet hat“, erinnert sich Andrea Oestreicher. Sie plante mit ihrem Schwiegersohn einen Hort für ältere Kinder zu gründen. „Nachmittagsbetreuung für Grundschüler und jüngere Kinder gibt es zahlreich, aber für Jugendliche ist hier ein großer Bedarf.“ Gerade für Kinder, die in Unterkünften für Geflüchtete wohnen, wäre so eine Nachmittagsbetreuung wichtig, damit sie auch nach dem Unterricht weiter gefördert werden, so der Hintergedanke von Oestreicher.
Bei einem Gespräch mit einer ehemaligen Kollegin und der heutigen Leiterin des „Campus di Monaco“ sagte diese damals: „Wir gründen eine Ganztagesschule und suchen noch jemanden, der den Hort übernimmt.“ Für Andrea Oestreicher ein willkommenes Geschenk, denn: „Wer weiß, ob ein eigenes Projekt mit den vielen bürokratischen Hindernissen geklappt hätte.“
Brücken bauen
Seit 2019 kommt Andrea Oestreicher nun mit externen Partnern wie zum Beispiel den Münchner Kammerspielen ins Gespräch, die dann beispielsweise Theaterkurse für den Hort anbieten, die Andrea Oestreicher koordiniert. Sie akquiriert neue Ehrenamtliche, die sich in der betreuenden Arbeit einbringen und den Pädagogen unter die Arme greifen, sie führt Gespräche mit den Eltern, um Brücken zu bauen. „Oft nehme ich hier einen Dolmetscher zu Hilfe, denn gerade die emotionalen Themen können die Menschen besser mit ihrer Muttersprache zum Ausdruck bringen.“ Sie besucht die Unterkünfte für Geflüchtete, um den Eltern der potentiellen Schülerinnen und Schülern die Schule vorzustellen.
Vieles kann sie von zu Hause aus erledigen, gerade die Betreuung externer Partner. „Das ist mir sehr wichtig.“ Andrea Oestreicher hat fünf Enkelkinder, für die sie zudem Betreuungsarbeit leistet. Das Vertrauen, das man ihr entgegenbringt, ist für Andrea Oestreicher ein großer Motivationsschub. „Ich kann selbstbestimmt arbeiten und habe keinen vorgegeben Plan. Das gibt mir große Freiheit und dadurch habe ich noch mehr Freude an diesem Ehrenamt.“
Foto: Geschäftsstelle der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt
Als Bindeglied zwischen Geistlichen und Gemeindemitgliedern, als Ansprechpartner und Gestalter in den Gemeinden stellen sich Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte vielfältigsten Aufgaben. Vor Kurzem wurden diese Ehrenamtlichen in Bayern neu gewählt. Ein langjähriger Pfarrgemeinderat und Pfarrgemeinderatsvorsitzender ist Michael Zettler von der Gemeinde St. Ulrich in Kaufbeuren. Sein Engagement wird deshalb im „Ehrenamt der Woche“ vorgestellt.
Die Pfarrgemeinderatswahlen finden in Bayern alle vier Jahre statt. Schon 1994 wurde Michael Zettler gefragt, ob er sich aufstellen lassen würde, denn der Grundschullehrer engagierte sich damals punktuell in der Pfarrgemeinde St. Ulrich in Kaufbeuren. „Aber da waren die Kinder noch klein, da wollte ich es noch nicht“, erinnert sich Michael Zettler. 1998 war es schließlich soweit und Michael Zettler wurde Pfarrgemeinderat in St. Ulrich, eine von sieben Kirchengemeinden in Kaufbeuren.
Kein Tag ohne Ehrenamt
Mittlerweile ist der heute 69-jährige Michael Zettler seit vier Jahren pensioniert und hat mehr Zeit für das Ehrenamt. Das macht sich bemerkbar. „Ich bin jeden Tag mit dem Ehrenamt beschäftigt. Es vergeht kein Tag ohne das Ehrenamt.“
Nicht nur die vielfältigen Aufgaben als Pfarrgemeinderat und Pfarrgemeinderatsvorsitzender, in denen er das Gemeindeleben maßgeblich mitgestaltet und als Bindeglied zwischen Kirche und Gemeinde fungiert, erfüllen ihn. Er ist zudem Kommunionhelfer, Lektor, Ansprechpartner für alltägliche Sachen und für die Pfarrsekretärin. Er kümmert sich um den Pfarrbrief und um den Pfarrsaal. Darüber hinaus ist er Bindeglied des Pfarrgemeinderats in der Kirchenverwaltung und im Kaufbeurer Pastoralrat. Das ist das übergreifende Gremium aller sieben Kaufbeurer katholischen Gemeinden, zu dem jeder Pfarrgemeinderat zwei Mitglieder entsendet und die zusammen mit Geistlichen und Gemeindereferenten und Gemeindereferentinnen das Gremium bilden.
„In den Gemeinden, in diesem überschaubaren Raum, konkretisiert sich der Glaube. Dort können die Menschen zusammenkommen und ihre Religion leben“, sagt Michael Zettler. „Der Pfarrgemeinderat ist ein Bindeglied für die Menschen in der Gemeinde. Das ist auch deshalb wichtig, weil kein Pfarrer mehr als Gemeindeleiter direkt vor Ort ist. Ich bin überzeugt von der Sache. Kirche und Glaube sind mir wichtig, deshalb möchte ich mich einbringen.“
Bislang war der Pfarrgemeinderat in St. Ulrich mit zehn Personen besetzt, jetzt sind es zwölf. „Man muss dankbar für diejenigen sein, die bereit sind, das Amt auszuführen“, sagt Michael Zettler. „Ein starker Pfarrgemeinderat ist in diesen schwierigen Zeiten wichtiger denn je.“
Michael Zettler ist jedem Menschen dankbar, der in der Kirche geblieben und bereit ist, das kirchliche Leben weiter zu entwickeln. „Viele Kirchenmitglieder erwarten kaum mehr Reformen von oben. Wir brauchen die Kirchengemeinde, diesen Ort, an dem Menschen zusammenkommen und ihre Religion leben können.“
Pfarrgemeinderat während der Pandemie
Während der Pandemie beobachtete Michael Zettler die Belastung der Menschen und das Wegbleiben etlicher Gemeindemitglieder. Deshalb wurden er und sein Pfarrgemeinderatsteam tätig. „Wir haben geschaut, was wir tun können. Wir wollten Begegnungen und Zusammenhalt schaffen.“ Gottesdienste im Freien oder ein Kirchenkaffee wurden organisiert, ein Aufmunterungsbrief geschrieben. Statt Treffen nach besonderen Gottesdiensten gab es kleine Mitgebsel. Auch versucht der Pfarrgemeinderat immer wieder die Gemeinde zur Mithilfe zu animieren, zum Beispiel bei der Werbung zu besonderen Gottesdiensten oder beim Einwerfen des Aufmunterungsbriefes.
Engagement im Pfarrgemeinderat ist manchmal mühlselig, aber das Gedankenexperiment „Was wäre, wenn wir dieses Gremium nicht in unserer Gemeinde hätten?“ bestätigt die Arbeit in diesem Ehrenamt.
17. März 2022: Den Wald im Fokus des Ehrenamtes. Steffen Krieger, ehrenamtlicher Waldführer und ehrenamtlicher Ranger im Nationalpark Bayerischer Wald
Menschen die Natur näherbringen, ihnen ihre Schönheit zeigen, sie aber auch schützen, zum Beispiel durch aktives Zugehen auf Wildcamper. Steffen Krieger aus Lindberg engagiert sich ehrenamtlich im Nationalpark Bayerischer Wald auf zwei Schienen: Als Waldführer und als ehrenamtlicher Ranger. Eva Gottstein, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt, hat Steffen Krieger am Besucherzentrum Falkenstein getroffen und bedankt sich anlässlich des „Tag des Waldes“ mit einem Porträt im „Ehrenamt der Woche“.
Etwas Sinnvolles tun, Wissen und Fähigkeiten erweitern und die Umwelt aktiv mitgestalten. In vielen Nationalparks, Biospährenreservaten und Naturparks Deutschlands sind „Freiwillige im Park“ durch Teamarbeit mit hauptamtlichen Schutzgebietsbetreuenden im Einsatz. Die „Freiwilligen im Park“ engagieren sich unter dem Dachverband der Nationalen Naturlandschaften bundesweit in rund 40 Schutzgebieten – in Bayern ist dies der Nationalpark Bayerischer Wald.
Den Besuchern den Nationalpark näher bringen
Steffen Krieger ist einer der Freiwilligen im Nationalpark Bayerischer Wald. „Ich stamme aus dem Rhein-Main-Gebiet und bin 2012 nach Lindberg gezogen“, erzählt Steffen Krieger. „Ich habe mich früher schon beim Nabu engagiert und bin ambitionierter Naturfotograf. Ich möchte den Besuchern den Nationalpark näherbringen.
Etwa drei bis fünf Wanderungen leitet Steffen Krieger im Monat. Im Sommer mehr, im Winter weniger. Vor der Pandemie nahmen daran bis zu 30 Personen teil. „Während der Pandemie durften maximal 15 Leute mit“, erzählt der hauptberufliche Servicemanager, der dieses Ehrenamt seit 2014 ausübt und der dafür eine vierwöchige Ausbildung abgeschlossen hat. In dieser Ausbildung erhält der Teilnehmende Wissen über den Nationalpark, Umweltbildung, Führungsdidaktik, Erste Hilfe sowie über Gefahren im Nationalpark Bayerischen Wald. Seine Leidenschaft, die Naturfotografie, kann der 56-Jährige, der sein Ehrenamt im Urlaub, am Wochenende und beim Gleitzeitabbau ausübt, hierbei verbinden.
Ehrenamtlicher Ranger
Sein zweites Ehrenamt im Nationalpark Bayerischen Wald übt Steffen Krieger seit 2018 aus. Als ehrenamtlicher Ranger ist er zwei Mal pro Monat in den Sommermonaten unterwegs. Mit einem hauptamtlichen Ranger geht der Ranger hier die Wege ab, achtet auf illegale Wildcamper und macht Wanderer darauf aufmerksam, wenn diese auf Wegen gehen, die sie nicht gehen sollen. Hierfür startet er oft sehr früh und ist oft sechs bis sieben Stunden an einem Tag im Rachel- oder Lusengebiet unterwegs. „Seit der Pandemie haben die Verstöße zugenommen“, weiß Krieger.
Umweltschutz lebt auch vom Ehrenamt
„Umweltschutz lebt auch vom Ehrenamt“, sagt Eva Gottstein. „Umso mehr die Menschen für ihre Umwelt und die Natur sensibilisiert sind, umso mehr achten sie auf sie. Durch Steffen Kriegers Engagement im Umweltbildungsbereich leistet er dazu einen großen Teil. Ich bedanke mich, dass Steffen Krieger den Großteil seiner freien Zeit in sein Engagement steckt.“
Foto: Geschäftsstelle der Beauftragten für das Ehrenamt.
In Europa herrscht Krieg. Das war bis vor Kurzem undenkbar. Für die Menschlichkeit gibt es aber einen Lichtblick. Die Hilfsbereitschaft für die Geflüchteten aus der Ukraine von Ehrenamtlichen und Spontanhelfenden hierzulande ist enorm. Deshalb stellt Eva Gottstein exemplarisch für alle Helfenden in Bayern die Engagements der Johanniter Ingolstadt, der Familie Lisowski aus Iggensbach im Landkreis Deggendorf sowie die Engagierten des a.s.a.m. – Klosterverein Eggenfelden im „Ehrenamt der Woche“ vor.
Eine Woche war es her, dass Russlands Truppen ihr Nachbarland überfielen, am Freitagabend erreichten die ersten Geflüchteten aus der Ukraine Ingolstadt. Der Johanniter Ortsverband Ingolstadt hatte hier schon eine Turnhalle im Südosten der Stadt zu einer Notunterkunft eingerichtet – mit Schlaf- und Waschmöglichkeiten und frisch gekochtem Essen aus der vollausgestatteten Gastronomieküche, die an die Turnhalle angegliedert ist. Die Anfragen der Spontanhelfenden war enorm. Mehrere Hundert Emails erreichten die Johanniter und viele Menschen, die über Whats-App-Gruppen und Erzählungen davon erfuhren, kamen vorbei und boten ihre Dienste als Dolmetscher, als Essensausgeber und vieles mehr an. Die Ehrenamtlichen der Johanniter teilten neben ihren Diensten für Logistik und Verpflegung ein eigenes Team ein, das die Spontanhelfenden koordiniert.
Familie Lisowski auch Iggensbach
In Iggensbach im Landkreis Deggendorf waren die Mitglieder der sechsköpfigen Familie Lisowski eine der Spontanhelfenden, die spendete und beim Beladen von Hilfstransporten mitarbeitete. Dann kam der Anruf, ob sie eine Familie aufnehmen könnten. Vater Darius erinnerte sich daran, wie ihm geholfen wurde, als er von Polen nach Deutschland kam. Deshalb zögerte er nicht und bot einer Frau, ihrer Tochter und ihrer Mutter aus der Ukraine Unterkunft. „Wir helfen, wie wir können“, sagt Darius Lisowski.
a.s.a.m. - Klosterverein Eggenfelden
Ein Ort der Begegnung ist das ehemalige Kloster Eggenfelden. Bis 2013 lebten dort Franziskanermönche und seitdem erhält der a.s.a.m Klosterverein den Ort und unterstützt Menschen in Not. Menschen mit Belastungen, Trauerprozessen, psychischen Krankheiten finden dort Hilfe und Unterstützung in Form von Kursen und Beratungsangeboten. „Es ist unsere ureigene Aufgabe für Menschen da zu sein, die in Not sind“, sagt Robert Rembeck, zweiter Vorsitzender des a.s.a.m- Klosterverein. Deshalb stellte der Verein innerhalb kürzester Zeit Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung. Unterkunft, Verpflegung, aber auch Deutschkurse stehen den Menschen zur Verfügung. Dolmetscher und Psychologen sind vor Ort. Nachdem ein Möbelhaus Stockbetten gespendet hat und so die Anzahl der Schlafplätze erhöht werden konnte, können nun insgesamt 60 Menschen Zuflucht finden. Auch ist der Verein im Austausch mit Menschen in der Umgebung, die Geflüchtete bei sich aufnehmen. Das feste Team des Vereins besteht aus circa zehn Personen, aber auch hier waren die Anfragen der Helfenden enorm. Nun wurden Dienstpläne erstellt, so dass sich immer 17 Helfende im Haus befinden, die sich um die Aufgaben wie zum Beispiel Verpflegung, Spenden, Logistik aber auch um den Betrieb der Coronateststation kümmern. Vernetzt ist der Verein mit dem Landkreis und den Kommunen, um sich austauschen zu können.
„So schrecklich die Ereignisse in der Ukraine derzeit sind, es ist überwältigend zu sehen, wie groß die Hilfsbereitschaft nicht nur in Bayern, sondern in ganz Europa ist“, sagt Eva Gottstein. „Ehrenamtliche sind im Großeinsatz und überall melden sich zahlreiche Spontanhelfende, die von den Ehrenamtsinstitutionen koordiniert werden und die mit anpacken. Dieses freiwillige Engagement ist ein ganz großes Zeichen für die Menschlichkeit und für den Zusammenhalt in Europa. Ich spreche ein großes Dankeschön und meinen größten Respekt aus. Ihre Hilfe ist ein Licht der Hoffnung in diesem furchtbaren Krieg.“
03. März 2022: Lucia Taschner, Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes
Einmal noch die Nordsee sehen, zum Musical nach Hamburg oder das letzte Mal mit dem liebsten Menschen zu Hause Kaffee trinken. Angehörige schwerstkranker Menschen würden ihren Lieben in deren letzten Lebensphase gerne noch einen Wunsch erfüllen. Die benötigte Organisation und Logistik ist dafür oft schwer. Hier helfen die ehrenamtlichen Samariter des ASB-Wünschewagen. Der Wünschewagen ist ein speziell ausgebauter Mercedes Sprinter der auf die besonderen Bedürfnisse der Fahrgäste abgestimmt ist. Eine der Engagierten ist Lucia Taschner (2. von rechts) aus Herzogenaurach, wo der Wünschewagen für die Region Franken/Oberpfalz stationiert ist. Eva Gottstein, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt, hat sich persönlich am Standort bei den Organisatoren und bei Lucia Taschner bedankt und beschreibt das Engagement im „Ehrenamt der Woche“.
Aus der Zeitung erfuhr Lucia Taschner im Herbst 2018 vom geplanten Projekt „Wünschewagen – letzte Wünsche wagen“. Die hauptberufliche Rettungsassistentin, die sich auch in der Palliativ- und Hospizbegleitung ehrenamtlich engagiert, findet, es gehe nicht nur um Lebensverlängerung, sondern um Mitgestaltung der Lebensqualität. Getreu dem Motto der Hospizbewegung „Nicht dem Leben mehr Tage sondern dem Tag mehr Leben geben“.
„Ich habe meiner Schwester selbst einen letzten Wunsch erfüllen dürfen“, erzählt Lucia Taschner über ihre Motivation. „Das war das größte Geschenk, das ich ihr machen konnte. Diese Erfahrung möchte ich gerne unseren Fahrgästen und deren Angehörigen durch meine Unterstützung ermöglichen.“
23 Wünschewagen in Deutschland
Mit Hilfe des Wünschewagens des Arbeiter-Samariter-Bundes können letzte Wünsche von schwerstkranken Menschen in der letzten Lebensphase erfüllt werden. Bundesweit sind 23 Wünschewagen unterwegs, davon drei in Bayern (München, Allgäu, Franken/Oberpfalz). Das Projekt „Wünschewagen“ wurde 2014 ins Leben gerufen und bundesweit konnten bislang rund 1.800 ehrenamtliche ASB-Wunscherfüller mehr als 2.000 Wünsche wahr werden lassen. Wünsche , die die Angehörigen auf Grund des organisatorischen Aufwands und der mentalen Belastung oft nicht alleine durchführen könnten.
Der Wünschewagen Franken/Oberpfalz hatte 2021 116 Anfragen, 51 davon konnten trotz Corona realisiert werden. Bei einer Anfrage, die die Angehörigen an das Wünschewagen-Team richten, kommt es zunächst zu einem Erstgespräch mit den Koordinatoren. Hierbei geht es um grundsätzliches wie das Wunschziel und die Begleitpersonen, den Krankheitszustand des Fahrgastes, die benötigte Qualifikation der Wunscherfüller und das medizinische Equipment.
Geht nicht, gibt's nicht
Wenn Lucia Taschner unterwegs ist gehören zum Team noch ein bis zwei ehrenamtliche Wunscherfüller. Insgesamt sind es in der Ortsgruppe des ASB-Forchheim etwa 40 ehrenamtlich Engagierte. Ihre erste Fahrt nach der erforderlichen Schulung begleitete Lucia Taschner im April 2019 – mittlerweile hat sie 35 Wunschgäste begleitet. Von einer emotionalen Fahrt bei Kaiserwetter auf die Zugspitze, über ein Fußballspiel zwischen dem FC Bayern und dem 1. FC Nürnberg, konnten sehr viele unterschiedliche Wünsche erfüllt werden. Im Sommer geht es auf Grund der Wetterlage öfter an Sehnsuchtsorte. Das Motto „geht nicht, gibt`s nicht“ wollen die Organisatoren des Wünschewagens so oft wie möglich realisieren.
Positive Trauerarbeit
Während der Fahrten wird oft viel gelacht. „Man spricht nicht immer über die Krankheit“, erzählt Lucia. „Wir wollen eine positive Trauerarbeit leisten und auf der Fahrt eine intensive gute Zeit miteinander haben.“ Schön sei für sie als Ehrenamtliche an diesem Engagement, wenn sie die Situation auf sich einwirken lassen kann. „Das ist sehr bereichernd. Das entgegengebrachte Vertrauen der Wunschgäste und ihrer Begleitpersonen macht uns glücklich.“ Während der Fahrt gibt es immer einen telefonischen Ansprechpartner im Hintergrund, der den Ehrenamtlichen zur Verfügung steht. Ein fester Bestandteil der Fahrt ist die Reflektion, bei der das Team das Erlebte nach Fahrtende noch einmal Revue passieren lassen.
Lucia Taschner lobt ausdrücklich die gute Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen. „Wir arbeiten auf Augenhöhe und fühlen uns sehr wertgeschätzt.“ Nicht zu vergessen seien die zahlreichen Spender und Sponsoren, ohne die dieses Projekt nicht realisierbar wäre.
24. Februar 2022: Vilusia Vilau! Faschingssong für Vilshofen durch Ehrenamt
Vilusia Vilau! hallt es in diesem Fasching in Vilshofen. Live entfallen in den meisten Orten zwar zum zweiten Mal in Folge die Faschingsrufe, aber viele Faschingsvereine bleiben trotzdem nicht untätig. So auch die Faschingsfreunde Vilusia e.V. aus Vilshofen an der Donau. Der erst 2016 gegründete Verein veröffentlichte für die diesjährige Faschingssaison seinen Faschingssong „Vilusia Vilau“ – nachdem er 2021 schon mit einem Lego-Faschingsumzug auf You Tube auf sich aufmerksam gemacht hatte. Deshalb sind die Faschingsfreunde Vilusia am heutigen Lumpigen Donnerstag „Ehrenamt der Woche“.
Aus der Schublade holte Vizepräsident Christian Heinlein den Song heraus. Der Musiker hatte „Vilusia Vilau“ kurz nach Fasching 2020 komponiert, da überrannte die Welt ein Virus und das Skript wurde zunächst zur Seite gelegt. Aber dass es dort nicht verstauben würde, zeigt schon die engagierte Geschichte der Faschingsfreunde Vilusia. Denn diese sind für ihr junges Alter schon recht groß: Erst 2016 wurde der Verein gegründet, mittlerweile besteht er aus 65 Gardemädchen, einem Männerballett und zwei Prinzenpaaren.
Präsidentin hat Idee zu Verein ins Rollen gebracht
Präsidentin Sonja Pilsl hat alles ins Rollen gebracht. „Ich mag den Fasching schon immer und bin selbst in einem Faschingsverein in einem anderen Ort aufgewachsen,“ erzählt sie. Wegen der Liebe zog sie nach Vilshofen an der Donau, wo es damals keinen Faschingsverein gab.
Im Mai 2016 gegründet
Ihre Kinder besuchten den Kindergarten und mit anderen Kindergarteneltern organisierte sie Kindertänze und einen Erwachsenenfaschingsball. Irgendwann überlegten sechs Familien, einen Verein zu gründen und im Mai 2016 war es soweit. In der ersten Saison trainierten Sonja Pilsl und andere Mütter 14 Gardemädchen und finanzierten die Kostüme mit privatem Geld. Bald wurden immer mehr Vilshofener auf den Verein aufmerksam und meldeten ihre Töchter bei der Garde an.
Ein Geben und Nehmen
„Ich bin sehr dankbar, dass man uns Vertrauen schenkt und mittlerweile hat sich der Verein zu einer großen Familie entwickelt“, sagt Sonja Pilsl, deren Verein auch im Sommer Gemeinschaftsaktionen wie Ausflüge und Sommercamps organisiert. Einen eigenen Faschingsumzug hat Vilusia noch nicht organisiert, dafür bis 2020 jährlich an sechs bis sieben Faschingsumzügen in den umliegenden Ortschaften teilgenommen. Die Vereine dieser Orte wiederum besuchen gerne die Stadtplatzparty in Vilshofen – organisiert von Vilusia. „Es ist ein Geben und ein Nehmen“, freut sich Sonja Pilsl.
Lego-Faschingsumzug 2021
Keinen Faschingsumzug im echten Leben dafür einen in der Lego-Welt. Während der Lockdown-Zeit spielten Sonja Pilsls Kinder gerade Lego, da kam der Mutter die Idee: „Baut doch einen Lego-Faschingswagen.“ In einer halben Stunde hatten die Kinder den Auftrag fertig gebaut und die Idee zu einem ganzen Umzug sowie für ein Video wuchs weiter. Auf YouTube wurde der Film ein Erfolg. „Viele haben uns angerufen und sich bedankt, dass wir doch ein bisschen Frohsinn zu den Leuten bringen konnten“, erinnert sich Sonja Pilsl. „Leider ersetzt so etwas den Original Fasching nicht.“
Faschingssong 2022
Weil bald absehbar war, dass der Original Fasching im Jahr 2022 wieder ins Wasser fallen wird, bauten die Vilshofener ihre Kreativität weiter auf und Vizepräsident Christian Heinlein holte seinen Song aus der Schublade. Ein Video wurde gedreht, im Tonstudio wurde die Musik aufgenommen und pünktlich in der eigentlichen Hochsaison des Faschings wurde „Vilusia Vilau“ veröffentlicht.
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17.Februar 2022: Das ehrenamtliche Wohnzimmer von Aschaffenburg
Familiäre Atmosphäre, unbürokratische Hilfe und stets ein offenes Ohr für große und kleine Sorgen - das bietet der Verein „Wegweiser für Bedürftige und Obdachlose e.V.“. Im Aschaffenburger Stadtteil Damm betreiben Brigitte Bühler und Renate Elter mit rund ein Dutzend ehrenamtlichen Helfern seit 15 Jahren eine Anlaufstelle für Obdachlose und sozial Bedürftige. Anlässlich des Welttages der sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar bedankte sich Eva Gottstein in Aschaffenburg persönlich bei den Engagierten und beschreibt ihr Engagement im „Ehrenamt der Woche“.
Aus der Erfahrung eines persönlichen Schicksalsschlages bezüglich der Obdachlosigkeit gründete Brigitte Bühler in den 1990er Jahren zunächst ein Sozialcafé. 2006 stellten sie und ihre Freundin Renate Elter fest, dass im Aschaffenburger Stadtteil Damm soziale Hilfe nötig ist und gründeten dort den Verein „Wegweiser für Bedürftige und Obdachlose“.
Ehrenamtliche Unterstützung
Mittlerweile sind es knapp zehn Ehrenamtliche, die Brigitte Bühler und Renate Elter unterstützen. Ein Mann, der vom Jobcenter gefördert wird, arbeitet stundenweise in der Einrichtung. Er lebte zuvor auf der Straße. Immer wieder leisten Menschen Sozialstunden bei Wegweiser ab. Die Helfer holen Lebensmittel ab, die fünf Supermärkte spenden, und helfen in der Einrichtung. Eine ehrenamtliche Köchin bereitet aus den gespendeten Lebensmitteln schmackhafte Speisen. Fast jeden Tag öffnet der Verein „Wegweiser“ seine Pforten – außer in der Pandemie.
Während Corona: Essen am Fenster
„Unsere Einrichtung wird von unseren Besuchern oft als Wohnzimmer bezeichnet“, erzählen Renate Elter und Brigitte Bühler. „Bei uns können sich die Menschen etwas Ruhe gönnen sowie Frühstücken und Mittagessen. Hier in Aschaffenburg-Damm ist ein großer Bedarf, das hätten wir bei der Gründung nicht gedacht.“ Vor Corona kamen täglich 30 Besucher zu Wegweiser, während der Pandemie musste der Verein seine Öffnungszeiten reduzieren und das Essen durfte nur noch am Fenster ausgegeben werden. „Das war schlimm“, erinnert sich Renate Elter.
Problem: Digitalisierung
Die Ehrenamtlichen von Wegweiser, die den Obdachlosen auch bei behördlichen Erledigungen helfen und Hilfe zur Selbsthilfe bieten, bemerkten während der Pandemie, dass es eine negative Seite der Digitalisierung gibt: Während für die meisten Menschen diese zum Vorteil wurde, wurde das zum Nachteil für Wohnungslose. „Wenn sie kein Smartphone haben oder kein Internet, dann werden die Behördengänge für diese Menschen noch beschwerlicher.“
Bundesverdienstkreuz für Brigitte Bühler
Unterstützt wird das Team von „Wegweiser“ von der Stadt, von Firmen und von Privatleuten. Aber auch der Zusammenhalt bei „Wegweiser“ ist eine große Hilfe. „Das Team der Ehrenamtlichen bei Wegweiser ist wie eine große Familie“, sagt Renate Elter. Neben ihrem Engagement bei Wegweiser besuchen sie und Brigitte Bühler auch ehrenamtlich Insassen der JVA. 2012 wurde Brigitte Bühler für ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Großer Dank
„Dieses Ehrenamt ist dadurch entstanden, dass Menschen ein Problem erkannt hatten und helfen wollten“, sagt Eva Gottstein. „In diesem Fall geht es um Obdachlosigkeit, mit welcher sich viele Menschen konfrontiert sehen. Brigitte Bühler und Renate Elter haben die Initiative ergriffen und zeigen hier mustergültig, wie aus einer kleinen Idee etwas Großes werden kann. Danke an alle, die so etwas auf die Beine stellen!“
10. Februar 2022: Ehrenamt lässt trauernde Kinder nicht allein
Ein Kind verliert ein Elternteil oder ein Geschwister durch den Tod – mit wem kann es seine Trauer verarbeiten? Gleichaltrige tun sich schwer und Elternteile sind mit ihrer eigenen Trauer beschäftigt. Hier helfen die Ehrenamtlichen von Lacrima, dem Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche der Johanniter-Unfall-Hilfe. Helene Lambacher ist eine der Engagierten und sie hilft trauernden Kindern in der Dienststelle Neu-Ulm. Ihr Engagement wird im „Ehrenamt der Woche“ vorgestellt.
„Lacrima“ bedeutet Träne. Tränen sind wichtig bei der Trauerbewältigung und der Trauerarbeit. Wenn Kinder ein Elternteil oder eine andere nahe Bezugsperson durch den Tod verlieren, müssen sie bei ihrer Trauerarbeit unterstützt werden. Das hat im Jahr 2002 Tobias Rilling erkannt und „Lacrima - Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche“ gegründet.
Vertrauensvolle Umgebung für Kinder und Jugendliche
Sein Ziel: Kindern und Jugendlichen eine vertrauensvolle Umgebung zu geben, die Ihnen hilft, ihren Trauerweg zu finden. In Bayern gibt es neben Neu-Ulm mehrere Standorte in den verschiedenen Regierungsbezirken, die von der Johanniter-Unfall-Hilfe organisiert und für die ehrenamtlichen Trauerbegleiter gesucht werden. Eine Ausbildung mit 85 Unterrichtseinheiten bereitet die Engagierten auf dies Aufgabe des Projekts vor, das komplett durch Spenden finanziert ist.
Eigene Erfahrungen
Über einen Suchaufruf in Neu-Ulm stieß Helene Lambacher: „Von Lacrima las ich in der Zeitung und wusste sofort, dass das mein Ehrenamt ist“, sagt die 54-Jährige. „Ich hätte so ein Angebot als Kind selbst gebraucht, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, welcher Verlust der frühe Tod eines Elternteils bedeutet.“
Die Kinder sind nicht alleine in ihrer Trauer
2018 wurde Lacrima in Neu-Ulm gegründet, 2019 stieß Helen Lambacher dazu. Seitdem trifft sie sich alle zwei Wochen mit maximal neun Kindern und drei bis vier Betreuern in den Räumen des Gemeindezentrums der Friedenskirche Neu-Ulm (während der Lockdown-Hochphase gab es die Gruppenangebote online). Der Betreuungsschlüssel liegt bei 2:1. Dabei gehen die Kinder zunächst an die frische Luft, um sich ein wenig auszutoben, zu spielen und sich zusammen zu finden. Im Anschluss startet die intensivere Arbeit mit einer Kerzenrunde. „Ich zünde meine Kerze an für…..“, ist ein Ritual, so dass die Kinder immer spüren, dass es den anderen ähnlich geht und sie nicht alleine sind. „Jeder kann dazu etwas sagen. Wir geben auch oft Impulsfragen wie zum Beispiel wie früher Weihnachten mit der verstorbenen Person war“, erklärt Helene Lambacher.
Das richtige Ehrenamt gefunden
Im Anschluss werden Aspekte zu verschiedenen Themen durch Aktionen wie Brettspiele oder kreative Angebote in den Mittelpunkt gestellt, die die Betreuer im Vorfeld ausgearbeitet haben. Insgesamt dauert eine Gruppenstunde circa knapp zwei Stunden. „Der Begleitprozess dauert etwa zwei bis drei Jahre. Das geht nicht in einer Stunde. Die Kinder bleiben so lange bei uns, wie es ihnen guttut“, erzählt die Trauerbegleiterin. Die Kinder in ihrer Gruppe sind zwischen sechs und elf Jahre alt und die Betreuer und Betreuerinnen üben hauptberuflich die unterschiedlichsten Berufe aus. Helene Lambacher selbst ist Radiologieassistentin. Mit ihrem Ehrenamt hat sie das richtige für sich gefunden. „Es macht Sinn, es macht Freude und wenn es den Kindern spürbar guttut, geht es mir auch gut“, sagt Helene Lambacher.
03. Februar 2022: Ehrenamtliche medizinische und zahnmedizinische Versorgung für Obdachlose
Wundversorgung, kleinere Operationen, Abszesse öffnen – kleinere medizinische Eingriffe, die obdachlosen Menschen das Leben retten. Beim Regensburger Verein Rafael versorgen Ärzte und medizinisches Fachpersonal ehrenamtlich in Not geratene Menschen, die aus verschiedenen Gründen keine Arztpraxis besuchen können oder möchten. Dana Wagner ist eine der ehrenamtlichen medizinischen Helferinnen. Das Engagement von Dana Wagner und dem Verein Rafael wird im „Ehrenamt der Woche“ vorgestellt.
Es war eine E-mail, die Dana Wagner in der Arbeit erreichte. Wer sich für einen Verein, der Obdachlose hilft, engagieren möchte, könne sich melden. „Ich dachte zunächst, das sei so etwas wie die Tafel. Dass man Essen und Kleidung verteilt“, erinnert sich Dana Wagner, die im Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg als klinische Koordinierungsfachkraft arbeitet. Ihr ursprünglicher Ausbildungsberuf ist Arzthelferin.
Der Regensburger Vereine Rafael e.V. kümmert sich seit November 2018 in einer wöchentlichen Sprechstunde um die medizinische Versorgung von obdachlosen und hilfsbedürftigen Menschen und wurde von der Internistin Dr. Eva Gutdeutsch gegründet. Das ehrenamtliche Team aus Ärzten, Zahnärzten, Pflegekräften, zahnmedizinischen Fachangestellten und einer hauptamtlichen Sozialarbeiterin bietet immer dienstags eine allgemeinmedizinische Sprechstunde und mittwochs eine zahnmedizinische Sprechstunde an.
Jeden Dienstag werden die Menschen versorgt
Schnell stellte Dana Wagner fest, dass es bei diesem Ehrenamt um die ärztliche Versorgung von Obdachlosen und Menschen in eingeschränkten Lebenslagen handelt. „Erst war ich skeptisch und fragte mich, ob das was für mich sei“, gibt sie zu. Dann machte sie sich ein eigenes Bild von der Arbeit und war begeistert. Seit drei Jahren, seit dem der Verein Rafael ins Leben gerufen wurde, ist Dana Wagner dabei. Jeden Dienstag versorgt ein Team aus ehrenamtlichen Ärzten und Pflegekräften an zwei Standorten in Regensburg die Menschen. Dabei wird erst die Station im Kontaktladen des „drugstop“ und anschließend der Tag Nacht Halt „NOAH“ bedient.
„Ich bin so begeistert, dass ich gerne jeden Dienstag helfen würde“, sagt Dana Wagner. „Aber jeder des Teams ist von seinem Engagement begeistert und möchte so oft wie möglich helfen, deshalb teilen wir uns ein. Man bekommt bei diesem Ehrenamt sehr viel Dankbarkeit zurück und die Menschen vertrauen einem.“
Das ganze ehrenamtliche Team – sowohl (Zahn-) Ärztinnen und (Zahn-) Ärzte und die weiteren Helfenden - seien mit großem Herzblut dabei. „Viele teilen sich ihre hauptamtlichen Dienste im Krankenhaus so ein, dass sie am Dienstag Zeit haben und helfen können.“ Viele der Engagierten sind als medizinisches Personal am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg tätig, einige stammen vom benachbarten Josefskrankenhaus.
Ehrenamt wird von Hauptamt koordiniert
Eingeteilt werden die Ehrenamtlichen von einer hauptamtlichen Sozialarbeiterin, die alle Helfenden, in Form von Berichten, auch immer auf Stand hält, was an den jeweiligen Einsatztagen alles war und welche Medikamente zum Beispiel für die folgende Woche benötigt werden. Zudem ist sie in der aufsuchenden Arbeit tätig und informiert, motiviert und begleitet ggf. die Bedürftigen in die Sprechstunde. Sie sorgt zudem für den Kontakt unter den Ehrenamtlichen. Zu pandemiefreien Zeiten gibt es Grillfeste und Jahresversammlungen.
Auch bürokratische Hilfe
Zwei Drittel der Arbeit gestalten sich in der Wundversorgung, der medizinischen Akuthilfe oder zum Beispiel Verabreichung von Vitaminspritzen an schwangere Frauen. Darüber hinaus nimmt sich das Team zum Beispiel auch Zeit bei Unterstützung für Ämter und für Gespräche.
„Unsere Hilfe wird gut angenommen“, berichtet die 48-jährige Dana Wagner, die eine von etwa zwanzig Helfenden ist. „Sehr viele Menschen haben auch ein großes Redebedürfnis und ich finde es schön, wenn sie uns vertrauen.“ Sie zieht ihr Fazit: „Das was wir machen, scheint richtig zu sein.“
27. Januar 2022: Ehrenamtliches Sporttraining im Zeichen der Inklusion
Floorball und Basketball – zwei Sportarten, die Elfriede Rieger-Beyer seit über zehn bzw. seit über 20 Jahren mit Menschen mit Handicap ehrenamtlich trainiert. Beim Sportbund Rosenheim ist die hauptberufliche Heilerziehungspflegerin Übungsleiterin in der Abteilung Handicap/Integrativ. Der Sportbund Rosenheim ist im DJK-Sportverband der Erzdiözese München und Freising organisiert. Im „Ehrenamt der Woche“ wird Elfriede Rieger-Beyers Engagement vorgestellt.
„Mein Ehrenamt bedeutet mir sehr viel“, sagt Elfriede Rieger-Beyer. „Nach über 20 Jahren Engagement verschafft mir das Lächeln der Jugendlichen immer noch eine Gänsehaut.“ Wenn Elfriede Rieger-Beyer von ihrem Engagement erzählt, ist die Freude durch das Telefon spürbar.
Herzliche Aufnahme
1999 kam Elfriede Rieger-Beyer mit der integrativen Basketballgruppe des Sportbundes Rosenheim in Kontakt. „Ich wurde so herzlich aufgenommen, dass ich sofort spürte: Das ist das, was ich suche.“ Schon ein Jahr später absolvierte Elfriede Rieger-Beyer den Übungsleiterschein. Seitdem trainiert sie die integrative Basketballgruppe der Erwachsenen.
Floorball: In Bayern kaum bekannt
Über das in Süddeutschland eher weniger verbreitete Floorball erfuhr die 65-Jährige über einen Praktikanten ihres Arbeitsplatzes beim Heilpädagogischen Zentrum Rosenheim. Sie fuhr nach Rohrdorf, schaute sich ein Training an und wusste auch hier sofort: „Das ist mein Ding.“
Basketball, Floorball, Bowling
Da Floorball eine eher norddeutsche Sportart ist, legte sie die Prüfung für den Trainerschein in Hamburg ab und baute ab 2011 eigene Gruppen auf, deren Spieler im Kinder- und Jugendalter sind. Darüber hinaus organisiert sie alle zwei Jahre ein Floorballturnier in Rosenheim und fährt mit ihren Gruppen in pandemiefreien Zeiten (und auch 2021) zu Turnieren nach Hamburg. Oft geht es zu regionalen, nationalen und internationalen Spielen – früher mit Basektball, seit zehn Jahren mit Floorball und sogar Bowling, dessen Training sie auch einmal im Monat leitet. Etwas ganz Besonderes sind die Special Olympics. „Seit über 20 Jahren begleite ich Sportler sowohl zu den Sommer- als auch zu den Winterspielen.“
Gute Zusammenarbeit mit DJK-Sportverband
Neben den Trainingsstunden und den Turnierreisen fährt Elfriede Rieger-Beyer ihre Schützlinge oft nach Hause, holt sie ab und spricht mit den Eltern. Die große Herausforderung in ihrem Ehrenamt sei, Nachwuchs zu finden, der Verantwortung übernimmt und den Übungsleiterschein macht. Die Zusammenarbeit mit dem DJK-Sportverband Erzdiözese München und Freising empfindet sie als sehr gut. „Mit dem DJK bin ich gut verbunden und vernetzt.“
Der DJK-Sportverband der Erzdiözese München und Freising versteht sich als Brücke zwischen Sport und Kirche, in dem auch die geistliche Dimension des Menschen in den Blick genommen wird. In ihm sind 33 Vereine mit über 25.000 Mitglieder organisiert. Deutschlandweit trainieren über 470.000 Mitglieder in 1.100 Vereinen im DJK-Sportverband.
20. Januar 2022: Organisationstalent für das Ehrenamt
Heimat, Kirche, Bildung – in diesen drei Bereichen engagiert sich Katharina Schmidt aus München auf mehreren Ebenen – als Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Sanktanna (Banat), als ehrenamtliche Prüferin bei der IHK sowie in mehreren Funktionen in der Pfarrei Christus Erlöser in München Neuperlach. Dort verantwortet sie ehrenamtlich die Erwachsenenbildung und mit einem Projektteam die Initiative „Space for Grace“ – ein Projekt, das die Neuausrichtung der Pfarrei erarbeitet. Deshalb ist Katharina Schmidt das Ehrenamt der Woche.
Mit Musik fing alles an. Als Jugendliche engagierte sich Katharina Schmidt als ehrenamtliche Organistin in ihrem Heimatort Rothenfels in Unterfranken. „Es war ein Ausgleich zum Schulalltag“, erinnert sich Katharina Schmidt an ihren Einstieg ins kirchliche Ehrenamt. Später, als sie wegen ihres Berufs nach München gezogen war, wurde die Dipl. Verwaltungswirtin zu einem Heimattreffen der Heimatorts-gemeinschaft Sanktanna eingeladen, um dort beim Gottesdienst die Orgel zu spielen. Seitdem engagiert sich Katharina Schmidt bei der Gemeinschaft und ist seit 2018 deren Vorsitzende. Zudem schreibt sie für die Zeitung „Banater Post“. „Ich habe ein Faible dafür herauszufinden, wo meine Wurzeln liegen“, sagt Katharina Schmidt, die in Sanktanna geboren wurde.
Ehrenamt in der Pfarrei Christus Erlöser
Ihre Pfarrgemeinde ist die Pfarrei Christus Erlöser in München Neuperlach, in der sich Katharina Schmidt auf vielfältigste Weise engagiert. Seit 2017 leitet sie eine so genannte Hauskirche. Dabei trifft sie sich mit einer Gruppe Christen und es wird intensiver über die Bibel und deren Bedeutung gesprochen als in einem normalen Gottesdienst. Des Weiteren ist sie Gruppenbetreuerin von Alpha- und Kath-Kursen – intensivierende Glaubenskurse – sowie von Firmkursen.
Katharina Schmidt engagiert sich nicht nur in der inhaltlichen Ausrichtung der katholischen Kirche. Seit 2019 ist sie Mitglied in der Kirchenverwaltung, in der sie sich intensiv um organisatorische Themen rund um Haushalt und Finanzen kümmert.
Space for Grace
Das intensivste Projekt in ihrem Engagement ist derzeit das Projekt „Space for Grace“. „Dabei handelt es sich um ein Vitalisierungsprojekt für die Pfarrei“, erzählt Katharina Schmidt. „Also, wie kann die Arbeit in der Pfarrei neu ausgerichtet werden, in Zeiten, in denen es immer weniger Priester und Hauptamtliche gibt und in denen immer mehr Arbeit auf die Schultern von Ehrenamtlichen übertragen wird. Wir analysieren, wo der Bedarf liegt und versuchen, ein neues Leitbild zu definieren. Das Projekt macht Spaß, ist aber viel Arbeit“, resümiert sie. Das Projekt wurde 2021 geplant – 2022 soll es umgesetzt werden.
Ehrenamt bei der IHK
Auch die Erwachsenenbildung in und außerhalb der Kirche ist in Katharina Schmidts Ehrenamt integriert. In der Pfarrei organisiert, moderiert oder hält sie Vorträge und bietet kulturelle Besichtigungen und Exkursionen an. Sie wurde letztes Jahr in den geschäftsführenden Ausschuss des Münchner Bildungswerks gewählt. Bei der IHK betätigt sie sich als ehrenamtliche Prüferin für die Ausbildungsrichtung „Büromanagement“ sowie für die „Fachwirte Büro- und Projektorganisation“.
Energiebooster Ehrenamt
Oft ist Katharina Schmidt nach ihrer Vollzeitarbeit vier Mal pro Woche für ihre Ehrenämter unterwegs. Aber ihr gibt es Kraft: „Ich lebe in meinen Ehrenämtern auf und schöpfe daraus Energie,“ sagt die Diplom-Verwaltungswirtin Katharina Schmidt. „Ich kann hier meine Stärken ausleben: kann Wissen und Kultur vermitteln, die Potentiale von Menschen erschließen und sie beraten. Ich übernehme gerne Verantwortung und mag es, Gruppen und Projekte zu leiten, Aufgaben zu koordinieren, zu strukturieren und zu organisieren. Das möchte ich auch im Ehrenamt weitergeben.“
13. Januar 2022: Feuriges Ehrenamt aus Leidenschaft und Überzeugung
Die Freiwillige Feuerwehr ist ihr Leben. Christian Settele und Karin Wenzl sind beide seit ihrem 14. Lebensjahr aktive Mitglieder bei verschiedenen Freiwilligen Feuerwehren und seit zwölf Jahren ein Paar. Christian Settele ist erster Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Manching, Karin Wenzl fungiert bei selbiger als Fachbeauftragte für die Maschinistenausbildung. Beide sind zudem „Gastausrücker“ der benachbarten Freiwilligen Feuerwehr Ingolstadt-Unsernherrn, deren stellvertretende Kommandantin Karin Wenzl bis zu ihrem Umzug nach Manching war. Darüber hinaus bekleidet sie für alle Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Ingolstadt mehrere Ämter wie zum Beispiel das der Stadtfrauenbeauftragten. Ihr Ehrenamt und ihre vielfältigen Aufgaben bei der Feuerwehr werden heute beim Ehrenamt der Woche vorgestellt.
„Da treten wir aus“, war der Tenor einzelner Feuerwehrleute als Karin Wenzl und einer Gruppe weiterer junger Frauen 1998 bei der Feuerwehr Ingolstadt-Unsernherrn vorstellig wurde, um Mitglied zu werden. Der damalige Kommandant forderte daraufhin von seinen Mannen, erst einmal genügend männlichen Nachwuchs zu präsentieren, bevor die Mädels wieder ausgeladen werden. Den hatten die Herren nicht und somit ist Karin Wenzel seit diesem Zeitpunkt Feuerwehrfrau.
Kommandant und zahlreiche Lehrgänge
Der heute 40-jährige Christian Settele trat zwei Jahre vorher in die Feuerwehr Manching (Nachbarort von Ingolstadt) ein und hatte solche Probleme nicht. Seine Ausbildungsliste wuchs seitdem stetig: „ABC Technik“, „Maschinist für Fahrzeuge und Drehleiter“ oder „Aufbaulehrgang für Führungskräfte – Energieversorgung“ sind nur ein Bruchteil der Lehrgänge, die Christian Settele absolviert hat. 2016 wurde er stellvertretender Kommandant und seit 2019 ist Christian Settele Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Manching, die durchschnittlich 160-mal im Jahr ausrückt – nicht zuletzt wegen der Autobahn A9, die direkt an Manching vorbeiführt.
Karin Wenzl hat nicht weniger Feuerwehrerfahrung auf dem Buckel. Nur wenige Beispiele für ihre Ausbildungen sind „Führer bei Bahnunfällen“, „Fachausbilder Modulare Truppausbildung“ oder „PSNV-Erstbetreuer“. Zudem ist sie für alle freiwilligen Feuerwehren der Stadt Ingolstadt Stadtfrauenbeauftragte, Lehrgangsleitung Führungsassistent und Schiedsrichterin. Für den Landkreis Pfaffenhofen, in dem Manching liegt, leitet sie den Fachbereich Kreiseinsatzzentrale Abschnittsführungsstelle Nord und bei der Feuerwehr Manching ist Karin Wenzl die Beauftragte für die Maschinistenausbildung.
Gastausrücker in Unsernherrn
2010 wurden die beiden Feuerwehrleute ein Paar und traten jeweils in die Feuerwehr des anderen ein. In Unsernherrn hatte Karin Wenzl im Anschluss das Amt der stellvertretenden Kommandantin inne und musste es nach sechs Jahren abgeben, als sie nach Manching zog. Denn Kommandant kann nur sein, wer im jeweiligen Ort wohnt. „Deshalb sind wir in Unsernherrn nur noch so genannte Gastausrücker“, erzählen die beiden.
„Zu Hause sind wir selten“, sagen Christian Settele und Karin Wenzl. „Das ehrenamtliche Engagement bei der Feuerwehr füllt nicht nur unsere Freizeit, sondern erfüllt uns als Menschen und im Einsatz verstehen wir uns blind. Im Ehrenamt spielt sich außerdem unser soziales Leben ab, da sich viele unserer Freunde und Familienmitglieder bei der Feuerwehr engagieren.“
Über 300.000 ehrenamtliche Feuerwehrleute in Bayern
Laut Landesfeuerwehrverband Bayern verfügen die Kommunen des Freistaates über circa 7.700 Freiwillige Feuerwehren mit etwa 320.000 ehrenamtlichen Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen. Jährlich werden von bayerischen Feuerwehren circa 284.000 Einsätze abgearbeitet – das bedeutet, dass in Bayern circa alle zwei bis drei Minuten eine Feuerwehr alarmiert wird.
04. Januar 2022: Die drei Weisen aus dem Morgenland und ihre ehrenamtlichen Betreuer
Als Kaspar, Melchior und Balthasar verkleidet ziehen am 6. Januar viele Kinder und Jugendliche durch die Gemeinden und sammeln Spenden für karitative Zwecke. Für einen reibungslosen Ablauf dieser Touren sorgen Ehrenamtliche der Pfarrgemeinden, die die Sternsingeraktionen oft schon im Herbst planen. Deshalb werden die Engagements von Bettina Weishaupt und Uschi Kohler aus der Pfarreiengemeinschaft Lindau-Aeschach im „Ehrenamt der Woche“ vorgestellt.
2022 sind wie 2021 die Sternsingeraktionen durch die Pandemie eingeschränkt. Normalerweise beteiligen sich in pandemiefreien Zeiten jährlich rund 300.000 Sternsinger aus über 11.000 Pfarrgemeinden bundesweit an der Aktion „Die Sternsinger“ des Kindermissionswerks, das 1959 ins Leben gerufen wurde. Viele Ehrenamtliche in den Pfarreien suchen nun Alternativen, um den Segen der Heiligen drei Könige trotzdem unter die Menschen zu bringen und um Spenden für das Kindermissionswerk der katholischen Kirche sammeln zu können.
So auch Uschi Kohler und Bettina Weishaupt aus der Pfarreiengemeinschaft Lindau-Aeschach – Uschi Kohler engagiert sich dabei in der angegliederten Gemeine Pfarrei St. Pelagius in Oberreitnau und Bettina Weishaupt in der angegliederten Gemeinde Pfarrei St. Ludwig in Lindau.
Große Freude, wenn die Sternsinger kommen
Bei Bettina Weishaupt, die in der Stadt Lindau lebt, läuft die Sternsingeraktion auch in pandemiefreien Zeiten anders ab als auf dem Land. „Es ist nicht möglich, von Haus zu Haus zu gehen, da der Stadtteil zu groß ist“, erzählt Bettina Weishaupt. Deshalb gehen normalerweise die etwa zehn Sternsingergruppen a vier Kinder gezielt zu den Haushalten, die sich in der Vergangenheit gemeldet haben und gezielt auf einer Liste stehen. Wer einmal auf der Liste steht, auf der etwa 250 Haushalte verzeichnet sind, muss sich nicht jedes Jahr neu melden. Dieses System hat zur Folge, dass sich die Menschen umso mehr freuen und keine Gruppe an der Haustüre abgewiesen wird. „Die Kinder waren an den Häusern immer willkommen und die Leute haben sich immer sehr gefreut“, erinnert sich Bettina Weishaupt.
2022 werden die Haushalte nicht besucht, die Sternsinger gestalten einen Gottesdienst und sammeln Spenden vor der Kirche. Bettina Weishaupt, die ihr Engagement ausübt, seit ihre eigene Tochter an der Sternsingeraktion teilnahm, bedauert, dass es wohl im nächsten Jahr einen Bruch bei den Kindern geben wird und man mit der Suche nach Teilnehmenden bei Null anfangen müsse. Sonst war es so, dass Jugendliche, die schon aufhören wollten, jüngere Kinder nachgezogen haben oder Kommunionkinder wurden rekrutiert und so war die Teilnehmerzahl immer stabil.
Uschi Kohler engagiert sich seit 1991
Auch Uschi Kohler sieht dieses Problem in St. Pelagius. Schon im November hatte Uschi Kohler in normalen Zeiten etwa 30 Einladungen an potentielle Teilnehmer versandt. „Normalerweise haben immer 20 bis 25 Kinder mitgemacht. 2021 waren es nur vier Kinder, dieses Jahr sind es zumindest acht“, erzählt Uschi Kohler, die sich in der Funktion der Sternsingerorganisatorin seit der Erstkommunion ihrer Tochter im Jahr 1991 engagiert.
In Oberreitnau wird ebenso ein Gottesdienst gestaltet, bei dem die Besucher die Kreiden und Aufkleber selbst mitnehmen können und bei dem zwei der Sternsinger mit ihren Blasinstrumenten die Spendensammlung vor der Kirche gestalten.
Gemeinsames Mittagesses entfällt 2022
Was sowohl in Lindau als auch in Oberreitnau entfällt, ist das gemeinsame Mittagessen der Sternsinger, das viele Helferinnen und Helfer sonst immer zubereiten. Aber die Wartung das ganze Jahr über der Sternsingerkostüme und das Bestellen und Bearbeiten des Materials des Kindermissionswerks bleibt das gleiche Engagement. „Es gibt immer etwas zu tun“, stellt Uschi Kohler fest.
Aufbauendes Ehrenamt
„Ich fühle mich in meiner Pfarrei sehr wohl und engagiere mich dort sehr gerne“, sagt Uschi Kohler von der Pfarrei St. Pelagius, die sich noch in weiteren Ehrenämtern der Pfarrgemeinde wie dem Pfarrgemeinderat engagiert. „Bei diesem Engagement hat man sehr viel mit Menschen zu tun und das baut mich auf.“